Die Aktie des Sportartikelherstellers Adidas hat 2015 stark zugelegt. Im vergangenen Jahr hatte das Papier noch deutlich an Wert verloren. Aber Probleme bleiben: Eine baldige Trennung vom Golfsport droht.

München - Für ein Unternehmen, das sich immer wieder Kritik gefallen lassen muss, hat sich die Aktie des fränkischen Sportartiklers Adidas 2015 beeindruckend geschlagen. Um 56 Prozent ist der Wert des Papiers im abgelaufenen Börsenjahr gestiegen, so stark wie sonst keine Dax-Aktie. In ähnlicher Dimension ist das nur noch dem Chipkonzern Infineon und dem Gesundheitskonzern Fresenius gelungen. Thomas Hofmanns Begeisterung hält sich dennoch in Grenzen. „Das ist eine Gegenbewegung“, stellt der Sportartikel-Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) klar, denn 2014 war zuvor als Seuchenjahr in die Adidas-Geschichte eingegangen. Nun notiert die Aktie mit knapp 90 Euro ungefähr wieder dort, wo sie vor 24 Monaten schon einmal war.

 

Damit ist der inoffizielle Titel Dax-Aktie des Jahres für die Herzogenauracher eine relativer Erfolg, denn Probleme und Ungewissheiten bleiben. Das Russland-Debakel hat Adidas-Boss Herbert Hainer in den Griff bekommen, lobt Hofmann. Das Krisenland ist für die Franken der weltweit drittgrößte Markt. Aber seit dem Verfall des Rubel sind die Geschäfte dort schwer unter Druck geraten, was für den Kursverfall 2014 mit ausschlaggebend war. In anderen Regionen kommt Adidas nun immer besser in Tritt und kann Russland zunehmend kompensieren. Auf eine Lösung bewegt sich auch das Problem mit der Golfsport-Tochter Taylor Made zu, die Hainer lange als unverkäuflich bezeichnet hatte. Bei den Herzogenaurachern sind aber zuletzt Großinvestoren wie der ägyptische Milliardär Nassef Sawiris oder die vom US-Investor Mason Hawkins geführte Fondsgesellschaft Southeastern Asset Management eingestiegen. Sie sind dafür bekannt, in Unternehmen mitreden zu wollen. Nach ersten Gesprächen mit Hawkins & Co hat Adidas-Finanzchef Robin Stalker erklärt, dass Adidas zwar an der lange umstrittenen US-Fitnessmarke Reebok festhält, aber die Zukunft von Taylor Made werde sich im ersten Quartal kommenden Jahres entscheiden, was einen Verkauf der Krisentochter bedeuten könne.

2016 muss der Konzern einen neuen Chef präsentieren

Hofmann sieht in der neuen Bereitschaft zur Trennung auch den Einfluss der Großinvestoren. Hinter dem globalen Branchenprimus Nike hinkt Adidas aber unvermindert hinterher. Umsätze und Gewinne der Franken sind 2015 fraglos gestiegen, aber Nike hat sich mindestens so gut geschlagen, was die Kluft zwischen beiden nicht kleiner werden lässt. Adidas habe die Rückschläge von 2014 auch dadurch wettgemacht, dass man die Nike-Strategie kopiert und ein Sparprogramm aufgelegt habe, das Wirkung zeitige, findet Hofmann. Nike und Verfolger Adidas setzen nun beide auf verstärkte Präsenz in Trend bestimmenden Metropolen wie New York, immer mehr eigene Markenläden und aggressive Werbung. „Nike hat Adidas mitgezogen“, meint auch Jürgen Kurz. Dennoch findet der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die überaus positive Entwicklung der Adidas-Aktie überraschend. So viel habe sich fundamental gesehen bei den Franken übers Jahr nicht verändert, findet er. Aber die Börse habe 2014 bei der Marke mit den drei Streifen negativ übertrieben. Nun sei die Korrektur gekommen. Einen ähnlichen Höhenflug wie dieses Jahr erwartet die DSW für die Franken 2016 nicht. Auch Hofmann findet die Aktie derzeit fair bewertet. Viel mehr als einen Sprung über die Marke von 100 Euro traut er ihr auf absehbare Zeit nicht zu. Aber auch einen neuen Absturz befürchten beide Experten nicht. Dazu würden kommendes Jahr schon die Olympischen Spiele und die Fußball-Europameisterschaft beitragen, die Sportartikler traditionell beflügeln.

Für Adidas kündigt sich allerdings noch ein weiteres einschneidendes Datum an, denn mit Hainer scheidet der dienstälteste Vorstandschef eines deutschen Dax-Konzerns im März 2017 aus. Ein Nachfolger dürfte im Laufe des nächsten Jahres benannt werden. Kurzfristig könne so etwas den Kurs eines Unternehmens im positiven wie im negativen Sinn stark beeinflussen, sagt Kurz. Mittel- und langfristig sei aber die Firmenstrategie entscheidender und die habe Adidas zuletzt wieder in Ordnung gebracht.