Nur knapp ein Jahr nach der Ankündigung, die Schlecker-Filialen wieder aufleben zu lassen, ist für Dayli Schluss. Die österreichische Drogeriekette ist pleite. Tausende frühere Mitarbeiter von Schlecker in Deutschland haben anscheinend vergeblich gehofft.

Wien/Linz/Stuttgart - Noch vor dem geplanten Deutschland-Start ist der Schlecker-Nachfolger Dayli pleite. Die österreichische TAP dayli Vertriebs GmbH mit Sitz in Pucking stellte am Donnerstag am Landesgericht Linz einen Antrag auf Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung, wie das Gericht bestätigte. Dayli wollte hunderte Läden der zusammengebrochenen deutschen Drogeriekette übernehmen. Nun scheinen die Hoffnungen für tausende ehemaliger Schlecker-Mitarbeiter erneut zerplatzt.

 

Nach Angaben der Kommunikationsagentur von Dayli ist das Unternehmen auf Basis von Zerschlagungswerten mit 49,2 Millionen Euro überschuldet. 3468 Arbeitnehmer sind betroffen. Wie viele Angestellte nun ihre Arbeitsplätze verlieren, ist noch unklar. Die Fortführung der Firma sei geplant.

Hofften ehemalige Schlecker-Mitarbeiter vergeblich?

Auch was die Pleite für die ehemaligen Schlecker-Filialen in Deutschland bedeutet, die Dayli wiederbeleben wollte, ist ungewiss. Die Firma zögerte die Eröffnung der ersten Shops in Deutschland immer wieder hinaus. Ursprünglich war die erste Testphase für Mai geplant. Branchenkenner bezweifelten von Beginn an das Geschäftsmodell.

Die Drogeriemarkt-Kette Schlecker war Anfang 2012 in die Insolvenz gerutscht und hatte zu dem Zeitpunkt allein in Deutschland noch über 5000 Filialen. Ende Juni vergangenen Jahres gingen die Lichter endgültig aus.

Dayli-Chef Rudolf Haberleitner wollte mit seinem Konzept eines modernen Tante-Emma-Ladens Hunderte Läden in Deutschland übernehmen. In Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sollten zunächst 400 Dayli-Filialen entstehen. Bis 2016 sollten Kunden deutschlandweit in 2500 Geschäften einkaufen können, hatte Haberleitner angekündigt. Seine ehrgeizigen Pläne gingen sogar noch weiter. Europaweit plante er 4800 Filialen bis 2016, wo vom Autoservice bis zur Zahnbürste alles angeboten werden sollte.

Schlecker-Insolvenzverwalter wartet auf Geld

Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wartet nach der Pleite noch auf Geld, wie ein Sprecher von ihm bestätigte. Branchenkreisen zufolge hat er noch Forderungen von 4,6 Millionen Euro an Haberleitner. Der Wiener Investor soll Schlecker-Österreich 2012 für 7 Millionen Euro gekauft haben. Der Geiwitz-Sprecher äußerte sich zur Höhe des Kaufpreises zwar nicht, bestätigte aber, dass bereits erste Raten gezahlt worden seien. Die Ratenzahlung für Ende Juni sei aber noch nicht eingegangen. Sorgen um sein Geld muss sich Geiwitz aber nicht machen: „Unsere Forderungen sind gesichert“, sagte sein Sprecher.

Am Mittwoch hatten die Dayli-Gläubiger in Österreich gedroht, selbst einen Insolvenzantrag bei Gericht einzubringen, sollte es die Firma nicht machen. Dayli bietet seinen Gläubigern nun an, dass sie 25 Prozent ihres ausstehenden Geldes zurückbekommen.

„Gründe für die Insolvenz sind unter anderem, dass Teile des Nahversorger-Konzepts nicht wie geplant umgesetzt werden konnten“, teilte Dayli weiter mit. In Österreich gab es zuletzt Streit um die Sonntagsöffnung, die Dayli nicht umsetzen durfte. „Die dadurch verursachte öffentliche Diskussion führte zur Verunsicherung von potenziellen Investoren“, hieß es.

Der Glücksspielkonzern Novomatic war als Miteigentümer nach Streitigkeiten im Mai wieder ausgestiegen. Seitdem suchte Dayli dringend einen Investor.

Firmenchef Haberleitner hat sich selbst kurz vor dem Antrag bei Gericht von der Firma getrennt. Seine Beteiligungsgesellschaft TAP 09 hat er an Martin Ziegers ICU Unternehmensberatung GmbH abgetreten. „Um eine Sanierung und die Finanzierung der Zukunft des Unternehmens zu ermöglichen“, hieß es als Begründung in der Mitteilung.