Der Chef der DB-Regio im Land, Andreas Moschinski, wechselt zum Konkurrenten Abellio. Doch war Moschinski nicht schuld an einer empfindlichen Niederlage der Bahn gegen ihren niederländischen Konkurrenten?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart - Für viele ehemalige Kollegen dürfte der Wechsel ein Geschmäckle haben, die Beteiligen selbst finden es ganz normal: Der bisherige Vorsitzende der DB Regio AG in Baden-Württemberg, Andreas Moschinski, wird von November an neuer Baden-Württemberg-Chef beim Konkurrenzunternehmen Abellio. Der Bahnbetreiber mit niederländischem Mutterkonzern hatte sich im vergangenen Jahr bei einer Ausschreibung des Landes gegen die Deutsche Bahn durchgesetzt und wird vom Jahr 2019 an für 13 Jahre mit 43 fabrikneuen Zügen im schwarz-gelben Landesdesign die Nahverkehrsstrecken zwischen Tübingen, Stuttgart und Mannheim befahren. In den kommenden Jahren sollen weitere Strecken im Land hinzukommen. Entsprechende Bewerbungen seien in Vorbereitung.

 

„Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass auch ein großer Eisenbahnkonzern kein Monopol auf das Spitzenpersonal hat“, rechtfertigte Moschinski seinen Wechsel. Die Abellio-Anfrage habe ihn überrascht und gefreut. Bis zum Schluss und mit juristischen Mitteln hatte er sich auf Seiten der Deutschen Bahn gegen die Niederlage bei der Ausschreibung der so genannten Stuttgarter Netze gestemmt. Vor Gericht hatte er keinen Erfolg, bei Abellio verschaffte er sich aber Respekt. „Wir haben gesehen, wie engagiert Herr Moschinski für seine Mitarbeiter gekämpft hat“, erklärte der Abellio-Sprecher Rainer Thumann. Er sei einer der profiliertesten Bahnmanager im Südwesten, sagte der Deutschland-Chef von Abellio, Stephan Krenz, bei der Vorstellung des Unternehmensin Stuttgart.

Seit Juli beurlaubt

Bei seinem bisherigen Arbeitgeber war Moschinski zuletzt jedoch ins Abseits geraten. Seit Anfang Juli war der 55-Jährige freigestellt. Über die Gründe wollten weder Moschinski noch die Bahn Angaben machen. Allerdings liegt ein Zusammenhang mit dem unglücklichen Verlauf des Ausschreibungsverfahren schon aus zeitlichen Gründen nahe. Erst im Juni hatte der Vergabesenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe letztinstanzlich geurteilt, dass der Zuschlag an Abellio und einen weiteren Bahnkonzern durch das Landesverkehrsministerium rechtens war.

Für die Deutsche Bahn war der Vorgang ein Fiasko. Sie hatte zwar knapp das günstigste Angebot abgegeben, dabei aber einen Formfehlerbegangen. Das Ministerium hatte das einstige Staatsunternehmen daraufhin aus dem Verfahren ausgeschlossen. „Ich habe dies sehr bedauert und bin dafür auch verantwortlich“, räumte Moschinski ein. Die Anfrage von Abellio sei allerdings erst vor wenigen Wochen an ihn herangetragen worden.

Angebot an Lokführer

Nach der Niederlage vor dem OLG hatte Moschinski erklärt, die Bahn werde nun versuchen, den betroffenen Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive zu bieten. Nachdem dies in seinem eigenen Fall bereits geklappt hat, kann er nun an entscheidender Position bei Abellio daran mitwirken, dass möglichst viele Kollegen eine neue Anstellung finden. Die Tür sei offen, erklärte Abellio-Chef Krenz. Von 2019 an benötige das bisher vor allem in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland vertretene Unternehmen 80 bis 100 Triebfahrzeugführer für den Betrieb der Bahnen im Neckartal. Zudem brauche man 150 weitere Beschäftigte, darunter auch Kundenbetreuer. Laut der Ausschreibung werden die Züge wieder mit Schaffnern ausgestattet, die den Reisenden auch bei der Bedienung der Fahrkartenautomaten im Zug helfen. Abellio habe zwar einen eigenen Haustarifvertrag, die Löhne seien aber mit denen bei der DB zu vergleichen, sagte Moschinski. „Dumpinglöhne sind in der Region Stuttgart sowieso nicht durchsetzbar.“