Heute erinnert an den geleckten Bädern der Ostsee kaum noch etwas an die DDR-Fluchtversuche. Eine Initiative will das ändern, Erinnerungen lebendig halten und versöhnen. Doch die Wunden sitzen tief.

Kühlungsborn - An einem kalten, nebligen Oktoberabend wollte Harry Balbach sein bisheriges Leben hinter sich lassen. Seekarte, Kompass, Papiere: Viel mehr hatte der junge Mann nicht dabei, als er am 31. Oktober 1971 in ein wackeliges Faltboot stieg. Neben ihm Hansi, ein flüchtiger Bekannter, der ebenfalls genug hatte von der DDR. Während die Wellen gegen das Holzgestänge klatschten, peilten die Männer das Leuchtfeuer der dänischen Insel Lolland an, Marschrichtung 16 auf dem Kompass. Sie ruderten und ruderten und schauten nicht zurück, den Blick gen Westen gerichtet. Und dann kam doch alles anders.