Die Politik streitet, die Verkehrsunternehmen haben eine klare Position. Und sie haben Zahlen zum Thema Fahren ohne Fahrschein.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Mehr als zwei Drittel der Deutschen wollen den Straftatbestand des Schwarzfahrens streichen. Das hat eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap ergeben. In der Politik ist das Thema umstritten. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) findet die Idee gut, Menschen ohne Ticket künftig nur noch mit einer Ordnungswidrigkeit zu belegen. Seine Kabinettskollegin Marion Gentges (CDU) hält davon nicht viel. Das führe nicht zu einer erhofften Entlastung für die Gerichte, sagt die Justizministerin. Beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) hält man es mit der Ministerin. „Der VVS und die gesamte ÖPNV-Branche in Deutschland sind strikt gegen die Entkriminalisierung“, heißt es auf Anfrage. Wer schwarzfährt greife in die die Eigentumsrechte der Unternehmen ein.

 

Millionenverlust Jahr für Jahr

Laut Angaben des VVS waren 2,6 Prozent der Fahrgäste im Jahr 2021 ohne gültigen Fahrschein unterwegs. Den im Verkehrsverbund zusammengeschlossenen Unternehmen entgingen so rund 15 Millionen Euro an Einnahmen im Jahr. Hinzu komme der Aufwand, um zu kontrollieren. „Schwarzfahrer schädigen so auch die ehrlichen Fahrgäste. Schließlich müssen die Einnahmenverluste durch Schwarzfahren über höhere Fahrpreise ausgleichen werden“, heißt es.

Vergleich mit Diebstahl

Zudem gibt der VVS folgendes zu bedenken: Die Diskussion über die Entkriminalisierung des Schwarzfahrens sei sehr stark geprägt durch das Argument der Überlastung der Gerichte. „Dies kann aber nicht wirklich ein Argument sein, schließlich kommen auch Diebstahlsdelikte Millionenfach vor und hier kommen wohl die wenigsten auf die Idee, Diebstahl zu entkriminalisieren“. Der Sachverhalt bei Diebstahl verhalte sich analog: immenser Schaden, Eingriff in Eigentumsrechte und im Ergebnis höhere Preise für die ehrlichen Kunden.