Die Marbacher Stadtverwaltung soll bis Anfang 2023 klären, was der Bau kostet und wann er stehen könnte. Die Frage ist, ob man sich rasch auf ein Konzept einigen kann.

Peter Winter, Zweiter Vorsitzender des Marbacher Schwimmvereins, hat die Gemeinderatssitzung am Donnerstag mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen, wie er am Morgen danach am Telefon erzählt. Mit Wohlwollen hat er registriert, dass die Runde das altehrwürdige Hermann-Zanker-Bad nicht für alle Zeiten dichtgemacht hat und sein Club weiter auf eine notdürftige Instandsetzung hoffen darf. In dem Fall könnte die Sportstätte nach einer rund zweijährigen Reparaturphase bis 2028 weiter genutzt werden, wenn die Lichter Stand jetzt ganz ausgehen würden. Das Haar in der Suppe ist für ihn jedoch, dass sich eine Wiedereröffnung des derzeit wegen diverser sicherheitsrelevanter Macken geschlossenen Bads weiter verzögern würde. Denn die Räte haben die Entscheidung über dessen Zukunft vertagt.

 

Angst vor langer Zeit ohne Schwimmbad

Eine Mehrheit aus Grünen, CDU, Puls und der Hälfte der SPD hat gegen den Willen des anderen Teils der Genossen, der Freien Wähler sowie von Bürgermeister Jan Trost beschlossen, über diese Frage erst zu befinden, wenn klar ist, wann ein Neubau seine Pforten öffnen könnte und wie ein solches Projekt finanziell zu meistern wäre. „Wir brauchen belastbare Ergebnisse, um eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen, ob wir noch mal Geld in das Hermann-Zanker-Bad investieren oder nicht“, sagte Jochen Biesinger (CDU). Damit schloss er sich einer Forderung Sebastian Engelmanns (Grüne) an, der zudem hervorgehoben hatte, dass Marbach als Schulstadt nicht Gefahr laufen dürfe, lange Zeit ohne Bad dazustehen – was eben dann der Fall sein könnte, wenn die Mängel im alten Gebäude nun nicht beseitigt werden, aber zugleich der Ersatzbau gar nicht oder nicht rasch realisiert werden kann.

Um diese Konstellation zu verhindern, soll die Stadtverwaltung schon Anfang 2023 die gewünschten Zahlen und Fakten liefern. Der Rathauschef zeigte sich jedoch skeptisch, dass dieser stramme Zeitplan machbar ist. „Wir müssen erst die Grundsatzdiskussion führen, was für ein Bad wir eigentlich wollen. Wollen wir ein reines Schul- und Vereinsschwimmbad? Oder wollen wir weiter ein öffentliches Bad? Ich glaube nicht, dass wir diese Diskussion in drei Monaten abschließend geführt haben“, erklärte er. Ernst Morlock von der SPD kann sich ebenfalls schwer vorstellen, dass in drei Monaten alle notwendigen Punkte abzuarbeiten sind, um dann sagen zu können: „Wir bauen in zwei Jahren das Bad.“ Wenn man das Verfahren wirklich beschleunigen wolle, dann möge man doch sofort über die Schließung entscheiden und alle Ressourcen in Richtung Neubau umschichten. Ein Kurs, den auch die Freien Wähler gern eingeschlagen hätten.

Die CDU-Vertreter zeigten sich aber überzeugt, ein solches Projekt in Windeseile durchziehen zu können. „Ein neues Hallenbad ist in drei Jahren machbar. Unser Anspruch sollte sein, 2025 mit den Schwimmkursen in dem neuen Bad zu beginnen“, sagte Ulrich Frech. Wenn man sich mit Schwimmverein und Schulen kurzschließe, werde man gewiss auf eine „quadratische, praktische und funktionale“ Lösung kommen, die sich flott realisieren lasse, ergänzte Fraktionschefin Heike Breitenbücher. Würde es mit dem Termin 2025 hinhauen, hätte sich die Frage nach der rund 500 000 Euro teuren Instandsetzung des Zanker-Bads, das im Anschluss nur wenige Monate benötigt würde, wohl von selbst erledigt.

Sondersitzung geplant

Ob aber über die Rahmenbedingungen tatsächlich rasch ein Konsens hergestellt werden kann, muss sich zeigen. Ein Knackpunkt könnte beispielsweise die Sauna werden, die es jetzt noch im Zanker-Bad gibt. „Aus unserer Sicht ist das nicht finanzierbar, wenn wir da eine Saunalandschaft anbauen“, sagte Trost. Die Diskussion müsse zeigen, ob das alle so sehen. Wenn in sämtlichen Punkten Einigkeit herrsche, spreche in der Tat nichts dagegen, in Kürze mit den Nutzern ein Konzept zu erarbeiten, worüber in einer Sondersitzung Anfang 2023 diskutiert werden könne – um eine fundierte Basis für alle weiteren Entscheidungsschritte zu haben.

Schwimmverein könnte auf Sprungturm verzichten

Mit klaren Vorstellungen geht jedenfalls der Schwimmverein in den Austausch mit der Stadt. Man wünsche sich ein 25-Meter-Becken sowie ein Nichtschwimmerbecken, sagt Peter Winter. Aus seiner Sicht sollte auf fünf Bahnen trainiert werden können. Auf einen Drei-Meter-Turm könne man verzichten, dann müsse auch kein extra tiefer Bereich angelegt werden, womit man weniger Wasser benötige. „Schön wäre es, wenn das Bad auch für die Öffentlichkeit zugänglich wäre“, sagt der Zweite Vorsitzende. Aber der Verein selbst könne auch mit einer Sportstätte leben, die nur für Clubs und Schulen zur Verfügung steht.

Diese Begrenzung, machte Jan Trost deutlich, erhöhe die Aussicht auf Zuschüsse, auf die die Stadt beim Bau angewiesen wäre. Generell habe man gute Chancen, von Fördertöpfen zu profitieren. Schließlich stehe die Gartenschau 2033 vor der Tür. „Wir gehen davon aus, dass das Land als Quasi-Mitveranstalter ein großes Interesse daran hat, dass die Stadt da einen guten Zustand hat.“