Flughafenchef Georg Fundel geht 2017 in den Ruhestand. Angeblich kursieren in der grün-schwarzen Regierungskoalition bereits Namen möglicher Nachfolger. Die Stadt als Flughafen-Mitgesellschafter zeigt sich irritiert und will mitreden.

Stuttgart - Dass der langjährige Geschäftsführer des Stuttgarter Flughafens, Georg Fundel, seinen im Sommer 2017 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird, ist kein Geheimnis mehr. Geheim dagegen ist, wer ihm auf dem Posten nachfolgen soll. Dass sich die Regierungsparteien Grün und Schwarz offenbar insgeheim bereits auf einen möglichen Nachfolger verständigt haben, sorgt nicht nur bei der Opposition im Landtag für gehörige Verstimmungen: Auch diese Personalie ist offenbar Teil der geheim gehaltenen Nebenabsprachen zum Koalitionsvertrag, die seit Tagen heftig in der Kritik stehen.

 

Doch kann die Landesregierung überhaupt allein über die Besetzung des Airport-Geschäftsführerpostens befinden? Diese Frage drängt sich auf: Schließlich ist auch die Landeshauptstadt Stuttgart mit immerhin 35 Prozent Anteilen Minderheitsgesellschafter des Flughafens, von daher müsste den städtischen Gremien zumindest ein Mitspracherecht bei der Neubesetzung zustehen. Das Land hält mit 65 Prozent eine Zweidrittel-Mehrheit am Unternehmen.

Formal wird der Geschäftsführer vom Aufsichtsrat der Stuttgarter Flughafen GmbH bestellt. Dieser besteht aus 12 Mitgliedern, darunter drei Repräsentanten der Stadt. Amtierender Chef des Aufsichtsrats ist der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), als Stellvertreter agiert sein Parteifreund, OB Fritz Kuhn. Bei der Stadt geht man davon aus, dass sich die Gesellschafter im Vorfeld mit der Wahl des Geschäftsführers abstimmen. „Diese Abstimmung bei gemeinsamen Unternehmen von Stadt und Land wird auch so gehandhabt und erfolgt immer in guter Kooperation“, erklärte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage. Ins Auswahlverfahren seien beide Gesellschafter eingebunden, hieß es weiter.

Bürgermeister Michael Föll gegen politische Besetzung von Spitzenjobs

Stuttgarts Erster Bürgermeister Michael Föll (CDU), als Stadtkämmerer unter anderem zuständig für städtische Beteiligungsunternehmen, zeigt sich dagegen irritiert darüber, dass die Koalitionspartner sich in dieser Frage offenbar ein Vorschlagsrecht einräumen wollen. „So lange ich es in meiner Amtszeit überblicken kann, gab es in der Vergangenheit ein solches Vorschlagsrecht nicht“, so der Bürgermeister auf Anfrage. Er weißt zudem darauf hin, dass das Land im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft auch keineswegs die Mehrheit stelle, weil dort gemäß Mitbestimmungsgesetz auch Arbeitnehmer vertreten seien. Solche Jobs politisch zu besetzen halte er nicht für sinnvoll, erklärte Föll: „Ich denke, da müssen wir mit dem Land wohl nochmals sprechen.“

Auch für CDU-Fraktionschef Alexander Kotz steht beim Postengeschacher in jedem Fall„die Qualität und Kompetenz der Kandidaten“ im Vordergrund. Bei der Fundel-Nachfolge freilich habe wohl das Land eher „den Hut auf“. Kotz geht freilich davon aus, dass man dem Aufsichtsrat einen Personalvorschlag unterbreiten wird, „der in der Breite tragbar ist“. Etwas anderes könne er sich nicht vorstellen.

Anders sieht der Fall bei einen weiteren Personalie aus, die allerdings erst im Sommer 2019 ansteht. Dann geht der Sprecher der Geschäftsführung der Landesmesse, Ulrich Kromer, altershalber in den Ruhestand. Über dessen Nachfolge dürfte die Stadt ein gewichtiges Wort mitzusprechen haben, schließlich hält sie an der Messegesellschaft mit 50 Prozent der Anteile genau so viele wie das Land. In diesem Fall müssten sich also die Anteilseigner im Vorfeld auf einen Kandidaten einigen.

Zumindest mit den entsprechenden Überlegungen für eine mögliche Nachfolge von Kromer Co-Geschäftsführer Roland Bleinroth können sich im Übrigen sowohl die Koalitionspartner im Land als auch die Anteilseigner untereinander Zeit lassen: Dessen Vertrag läuft noch bis Januar 2021, und zumindest theoretisch könnte der heute 53-Jährige seinen Vertrag auch nochmals verlängern – vorausgesetzt, die Gesellschafter sind einvernehmlich mit seiner Arbeit zufrieden.