Auch nach der Reform des VVS-Tarifsystems bleiben die Tarifunterschiede in der Großen Kreisstadt bestehen. 

Ditzingen - Die Stadtbahn fährt mittelfristig auch nach Ditzingen. Das steht fest, will man den freudigen Wortmeldungen der Kommunalpolitiker glauben. Allein: zunächst muss der Planungsausschuss der Region am Mittwoch den Weg dafür freimachen und den Bau eines Depots der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) an der Markungsgrenze, im Stuttgarter Ortsteil Hausen, genehmigen. Von Hausen soll die Bahn nach Ditzingen fahren.

 

Ganz gleich, wie die Entscheidung der Regionalräte ausfällt: die Debatte über die Erweiterung des Stadtbahnnetzes verlieh dem Öffentlichen Personennahverkehr im südlichen Kreis Ludwigsburg einen ordentlichen Schub. In diesem Kontext wird der Ditzinger Gemeinderat deshalb wohl auch die Anträge seiner Ratsfraktionen CDU und Grüne diskutieren. Die Christdemokraten hatten unter dem Titel „Eine Stadt Ditzingen – eine VVS-Tarifzone“ die Verlegung des Stadtteils Heimerdingen in dieselbe Tarifzone gefordert, in der sich die drei anderen Stadtteile befinden. Die Aufteilung in zwei Zonen hat Folgen: Bewohner von Hirschlanden, Schöckingen und Ditzingen fahren deutlich günstiger nach Stuttgart. Mit der Umsetzung der Tarifreform im April 2019 wird sich daran im Grundsatz nichts ändern: Heimerdinger bezahlen dann für einen Fahrschein in die Landeshauptstadt 4,20 Euro statt bisher 5,30 Euro. Alle anderen Ditzinger bezahlen 1,30 Euro weniger. Ihr Ticket kostet heute 4,20 Euro, fortan 2,90 Euro.

Das Problem gibt es auch woanders

Die Ditzinger sind mit dem Problem nicht allein. Für die Korntaler sind es bisher zwei Zonen nach Stuttgart, für die Münchinger drei. Ebenso hart trifft es die Sachsenheimer. Wer in Großsachsenheim wohnt, zahlt am Automaten 6,50 Euro nach Stuttgart. Aus dem Ortsteil Häfnerhaslach ist es eine Zone mehr, sind es also sechs Zonen; das Ticket kostet 7,70 Euro. Auch in diesen Fällen bleiben die Unterschiede nach der Tarifreform bestehen.

Den jüngsten Vorstoß in Ditzingen hatte zwar die CDU gemacht. Doch vor drei Jahren waren es die Freien Wähler, die dies forderten. Schon damals schallte es den Antragstellern entgegen, das sei eine uralte Diskussion. Eine Änderung der Tarifzoneneinteilung lehnte der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) ab. Damit die Heimerdinger dennoch denselben Preis für das Ticket bezahlen wie andere Ditzinger, müsste die Stadt dem VVS die Einnahmeausfälle erstatten: rund 25 000 Euro im Jahr. Doch damit allein wäre es nicht getan.

Laut der Ditzinger Stadtverwaltung sollen die Pendler ihre Wahl des öffentlichen Verkehrsmittels aber nicht vom Ticketpreis abhängig machen. Um die Attraktivität der Strohgäubahn nicht zu mindern, müssten die Ditzinger deshalb die Hemminger ins Boot holen. Das Bähnle fährt von Korntal über Hemmingen von Oktober an nach Heimerdingen. Heimerdingen und Hemmingen liegen bisher in derselben Zone. Würde sich nur Heimerdingen, nicht aber Hemmingen verändern, hätte dies für die Heimerdinger Folgen: Bahnfahrer bezahlten dann mehr als Busnutzer – weil sie über Hemmingen und damit die zweite Zone fahren müssten – als Nutzer des Busses, der direkt zum Ditzinger Bahnhof fährt. Die Grünen wiederum sehen in der schnelleren Strohgäubahn von Heimerdingen nach Korntal eine Gefahr für jene Buslinie, die vom S-Bahnhof in Ditzingen durch alle Stadtteile nach Heimerdingen fährt. Doch weil die Kernstadt als Einkaufsstandort von überall gleichermaßen gut erreichbar sein soll, plädieren die Grünen für die Einführung eines Stadttickets. Laut der Ditzinger Stadtverwaltung könnte Vorbild des Stadttickets das Ludwigsburger Modell sein. Dieser Fahrschein kostet drei Euro. Die Ditzinger Verwaltung regt wegen der Strohgäubahn auch in diesem Fall eine Kooperation mit Hemmingen an. Das Stadtticket gelte dann in beiden Kommunen. Die Einnahmeausfälle werden derzeit berechnet, sagt Bürgermeister Ulrich Bahmer.