An der Zeitumstellung scheiden sich die Geister: Die einen freuen sich über die zusätzliche Stunde im Sommer, die anderen beklagen gesundheitliche Probleme. Die EU-Umfrage zum Thema ist auf breite Resonanz gestoßen. Ein Pro und Kontra zur Abschaffung der Zeitumstellung liefert Argumente.

Stuttgart - Viele EU-Bürger sind für die Abschaffung der Zeitumstellung. Die Kommission will reagieren und hatte dazu eine Online-Umfrage für die EU-Bürger zur Verfügung gestellt. 80 Prozent der 4,6 Millionen EU-Bürger, die im Internet den Fragebogen ausgefüllt haben, haben sich für eine Abschaffung der alle sechs Monate fälligen Zeitumstellung ausgesprochen haben. Das Thema treibt vor allem die Deutschen um. Zwei Drittel der Teilnehmer kamen aus Deutschland.

 

Pro: Entscheiden wir uns!

ängst weiß es jeder: Die Zeitumstellung bringt überhaupt nichts. Weder wird damit, wie ursprünglich beabsichtigt, Energie gespart, noch profitiert die Wirtschaft. Vielmehr kostet die Routine Unmengen Geld. Betriebe müssen Dienst- und Fahrpläne anpassen, Millionen Uhren umstellen. Viele Menschen haben gesundheitliche Probleme, Unfälle häufen sich, tagelang wird gerätselt, wie spät es eigentlich sei, und die Eltern von Kleinkindern starren beim ersten Schrei am Herbstmorgen nach der Umstellung erschüttert eine rote Vier auf der Uhr an.

Sehen Sie im Video: 80 Prozent der EU-Bürger sind für die Abschaffung der Zeitumstellung. Darum könnte das zu einem Zeitchaos führen.

Deshalb sollten wir uns gemeinsam für eine Zeit entscheiden – und die beibehalten. Obwohl es zurzeit monströsere Probleme in unserem Land gibt, haben vor allem die Deutschen fleißig an der Umfrage der EU teilgenommen. Ihre fanatische Faszination für das Thema lässt wohl nur einen Schluss zu: Die Sehnsucht nach der immerwährenden Sommerzeit (für die die Mehrheit sich aussprach) spiegelt den Wunsch, ganzjährig im Liegestuhl die Augen zu schließen, während es rundum längst frei nach einer bekannten amerikanischen Serie heißt: Der Winter naht. (Eva-Maria Manz)

Kontra: Licht zur rechten Zeit

ie Welt schlittert in einen globalen Handelskrieg, in Europa herrscht massive Uneinigkeit darüber, wie der Kontinent mit Tausenden von Flüchtlingen umzugehen hat, in Deutschland ist Sachsens Verständnis von Rechtsstaatlichkeit nur ein Problem von vielen. Muss man da wirklich über die Sommerzeit diskutieren?

Muss man nicht, kann man aber. Je unübersichtlicher das Geschehen auf dem Globus, desto engagierter geht es bei der Diskussion im Nahbereich zu, da, wo man den Überblick hat, oder glaubt ihn zu haben, oder ihn zumindest gerne hätte. Die Sommerzeit haben wir alle. Und natürlich muss sie bleiben.

Stellen wir uns einmal vor, es gäbe sie nicht: Mit dem Ende der Heute-Sendung wäre es heute dunkle Nacht. Dunkel um kurz nach sieben! Das bedeutet, der Sommer ist vorbei, da mag es tags noch so warm sein. Das heißt die Vorbereitung auf den Winter beginnt – und das Ende August! Mitte September wäre es kurz nach sechs zappenduster. Das ist kein Leben. Die Sommerzeit ist alternativlos, die Uhrumstellung auch. Bei immerwährender Sommerzeit würde es im Winter erst nach 9  Uhr hell. Da bleibt man besser liegen. (Christian Gottschalk)