Bei der Diskussion um einen angemessenen Platz für Wilhelm II. geht es auch um die Frage eines angemessenen Platzes für Stadt- und Regionalgeschichte. Gut, dass jetzt darüber diskutiert wird, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Es war einmal ein König, Wilhelm II., der lebte mit seiner Frau Charlotte im Wilhelmspalais, das heute Stadtpalais heißt. Mit Vorliebe ging er mit seinen legendären Spitzhunden in der Stadt spazieren, würdevoll, aber unprätentiös, weshalb ihn die Bürger auch mit „Grüß Gott, Herr König!“ anredeten. Das änderte sich, als in Stuttgart die Revolution ausbrach und die Revolutionäre ihn höflich baten („’s isch wega dem System!“), nicht länger König zu sein. Darauf verließ Wilhelm II. gekränkt, jedoch erhobenen Hauptes das Wilhelmspalais durch den Vordereingang in Richtung Bebenhausen und pfiff fortan auf Stuttgart. Und weil er zwar gestorben, jedoch in Form eines von Bürgern viele Jahre später gestifteten Denkmals in Stuttgart weiterhin präsent ist, lebt er noch heute. Und wie er lebt, dieser Wilhelm II.! Jedenfalls hat er seit seinem physischen Ableben im Jahre 1921 nicht mehr so viele Schlagzeilen gemacht.