Etwa 50 Bürger sind am Montagabend im Rathaus zu einem Gedankenaustausch über das Hotel Silber zusammengekommen – und haben dabei vier Impulse in die Debatte eingebracht.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Rund 50 Bürger sind am Montagabend im Rathaus auf Einladung der Gemeinderatsfraktionen der Grünen, SPD und Linke/SÖS zu einem Gedankenaustausch über das Hotel Silber zusammengekommen. Alexander Schell vom Stuttgarter Stadtjugendring zitierte dabei aus einer Langzeitstudie des Bielefelder Professors Wilhelm Heitmeyer: 47,1 Prozent der Befragten finden, dass in Deutschland zu viele Ausländer leben, und 13 Prozent sind der Ansicht, dass die Juden zu viel Einfluss hätten. Für Schell ist bei solchen Ergebnissen klar, dass die geplante Gedenkstätte im Hotel Silber mehr leisten muss als an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern: „Dort sollten demokratische Werte wie Toleranz und Gerechtigkeit gefördert werden“, sagte Schell.

 

Innerhalb der Bürger war es am Montag Konsens, dass das Hotel Silber – das Land will die Hälfte des Hauses in der Dorotheenstraße 10 mit 1000 Quadratmetern zur Verfügung stellen – mehr als nur ein Gedenkort sein müsse. Dort sollen Schüler mehr über das Dritte Reich lernen, sich aber auch Polizisten und Angestellte der Justiz über die NS-Willkürherrschaft fortbilden können. Und dort sollen Ehrenamtliche sowie Historiker gemeinsam daran arbeiten, Forschungslücken zu schließen. Eine Ausstellung und der Keller als authentischer Ort des Verbrechens gehören ebenfalls zum Konzept des Vereins „Initiative Hotel Silber“. Die Frage ist, ob sich alle diese Elemente tatsächlich finanzieren lassen.

Im Herbst soll der Runde Tisch seine Ergebnisse vorstellen

Vier Impulse haben engagierte Bürger am Montagabend in die Debatte eingebracht. Neben Schells Plädoyer für einen Ort, der sich mit Rechtsextremismus auseinandersetzt, hat Elke Martin von den Stuttgarter Stolpersteininitiativen darauf gepocht, dass es eine Forschungsstelle geben müsse. Der Vereinsvorsitzende Harald Stingele konkretisierte: „Wir wollen kein Institut, sondern einen verlässlichen Ansprechpartner, der Ehrenamtliche unterstützt.“

Daneben brachte der frühere Verwaltungsrichter Fritz Endemann die Idee ein, im Hotel Silber auch die Geschichte der NS-Justiz vorzustellen. Rebekka Henschel und Andreas Wünsch, Studenten der Hochschule für Medien, stellten ein didaktisches Spiel vor: Auf Würfeln sind Biografien dargestellt, ohne dass für den Besucher erkennbar ist, ob es sich um einen Täter oder ein Opfer handelt.

Im Herbst wird ein Runder Tisch unter dem Vorsitz des Landes seine Ergebnisse vorstellen – dann wird endgültig entscheiden, welche Elemente das Konzept für das Hotel Silber tatsächlich besitzen wird.