Der NDR hat am Mittwoch die „Tagesschau“ erstmals in einfacher Sprache ausgestrahlt und damit im Netz eine Debatte ausgelöst. Was man beim SWR von dem Format hält.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

„In Deutschland heißt das Militär Bundeswehr. Bei der Bundeswehr arbeiten Soldaten. Wenn es einen Angriff gibt, dann müssen die Soldaten kämpfen.“ Mit diesen Worten hat die „Tagesschau“ beim NDR am Mittwoch einleitend über die Wehrpflichtdebatte berichtet und was vielleicht nach Kinderfernsehen klingt, richtet sich aber an ein erwachsenes Publikum: Die „Tagesschau“ in einfacher Sprache ist ein neues Format, das nach eigenen Angaben der LEO-Studie von 2018 Rechnung tragen soll, wonach etwa 17 Millionen Erwachsene in Deutschland Probleme damit hätten, komplexe Texte zu verstehen.

 

„Mit diesem neuen Nachrichtenangebot richten wir uns an ein für uns neues Publikum, dem wir somit auch einen Zugang zu gut recherchierten Informationen aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und anderen Ländern ermöglichen wollen“, wird Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell, zitiert.

SWR „Tagesschau“-Format nicht abgeneigt

Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass das neue „Tagesschau“-Format auch bald beim SWR zu sehen sein wird. „Im Moment prüfen wir, wie wir künftig bei diesem Thema weiter vorgehen – in diese Überlegungen werden wir natürlich auch die Erfahrungen der ,Tagesschau’ mit ihrem Angebot in Einfacher Sprache einbeziehen und sind mit den Kolleginnen und Kollegen bei ARD Aktuell dazu im Austausch“, sagt eine SWR-Sprecherin.

Der Sender habe außerdem einige Erfahrung bei diesem Thema und bereits mehrere Angebote in Leichter Sprache zu konkreten Anlässen umgesetzt – wie etwa zur Kommunalwahl in Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz. Grundsätzlich sei es ein Ziel, die Informationsangebote des SWR möglichst vielen Menschen gut zugänglich zu machen.

Unterdessen kommt es in sozialen Netzwerken zur Lagerbildung. Viele begrüßen das zusätzliche Angebot und halten ihren Rundfunkbeitrag an dieser Stelle für gut investiertes Geld. „Ich bin ja nun wirklich ein sehr kritischer Begleiter des ÖRR. Aber ich verstehe die Häme über dieses Angebot in einfacher Sprache nicht“, heißt es etwa auf X, ehemals Twitter.

Andere üben mal mehr, mal weniger differenziert Kritik. Neben Beiträgen, die sich teils geschmacklos über das neue Nachrichtenformat lustig machen, werfen manche Nutzer auch die Frage auf, was die Notwendigkeit solch vereinfachter Sprache über das Bildungssystem in Deutschland aussage.

Die kritischen Stimmen sind vor allem aus rechten politischen Spektrum zu vernehmen. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßt dagegen die Entscheidung des NDR, die Nachrichtensendung „Tagesschau“ künftig auch in einer Version in einfacher Sprache auszustrahlen. Dies sei eine „nachahmenswerte Entwicklung, die zur Inklusion und Barrierefreiheit beiträgt“, sagt SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier laut einer Mitteilung. „Der SoVD sieht darin einen wichtigen Schritt für mehr Teilhabe und fordert, dass ähnliche Maßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen umgesetzt werden. Barrierefreier Zugang zu Informationen ist ein Grundrecht und fördert eine inklusive Gesellschaft.“ 

Die „Tagesschau“ in einfacher Sprache und ist auch auf den Tagesschau-Kanälen im Internet zu finden und wird beim NDR von montags bis freitags im TV ausgestrahlt. Aus den rund ein Dutzend Beiträgen der gewohnten News werden dafür etwa vier Themen herausgegriffen und völlig anders aufbereitet: Keine Fremdworte, kaum Nebensätze, wenige Silben, kurze Aussagen.