Die Stuttgarter City wird, wenn überhaupt, nur durch eine Kombination von Straßen entlastet. Die Realisierungschancen tendieren gerade deshalb gegen null, meint StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Das nennt man dann wohl Koalitionszwang. Der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann, überzeugt davon, den Verkehrsproblemen eher mit einem Ausbau vorhandener Tangentialverbindungen begegnen zu können, bekam von der CDU auferlegt, auch umstrittene Straßen zu planen. Groß wehren konnte sich der Minister nicht gegen die Erwähnung eines Teilstücks der B 29 zwischen Kornwestheim und Waiblingen in einem Kabinettsbeschluss; immerhin bewertet es auch der Bund als Zukunftsprojekt. Als sonderlich dringend wird die Querspange aber in Berlin nicht erachtet.

 

Die Straße würde vierspurig gebaut

In Wahlkampfzeiten erweckt die Politik gerne den Eindruck, selbst unrealistische Ziele erreichen zu können. Es verwundert deshalb nicht, dass die Befürworter einer nördlichen Umfahrung von Stuttgart die Erwähnung im Bundesverkehrswegeplan und im Kabinettsbeschluss überinterpretieren. Es bleibt gerne unerwähnt, dass das Vorhaben B 29 vierspurig ausgeführt würde, was niemand in der Gegend will, weil noch mehr Landschaft versiegelt und Transitverkehr angelockt würde.

Man fragt sich, warum die CDU das Projekt aus der Mottenkiste überhaupt in die Vorlage gedrückt hat. Das weckt nur falsche Erwartungen. Es geht um Maßnahmen zur Entlastung der Stuttgarter City vom Durchgangsverkehr. Dazu könnte aber das B-29-Teilstück nur in Kombination mit der Filderauffahrt beitragen, und auch nur in geringem Maß. Für diesen Tunnel interessiert sich in Bund und Land aber niemand. So gesehen tut der Minister gut daran, sich auf sinnvolle Projekte zu beschränken.