Altstadt-Wirt Raphael Fromm hat die Debatte um die totgeglaubte Theo neu entfacht. Der Partymeile sagt er ein Comeback voraus und eröffnet dort einen Club. Nicht alle teilen seine Meinung. Wir haben die Bilder von seinem Private Room.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Auf der Partymeile sind sie nachts scharf – die Radarfallen der Theodor-Heuss-Straße. Nach 22 Uhr darf man nur mit 30 Sachen auf der B 27 zwischen Rotebühlplatz und Bahnhof schleichen. Blitzende Säulen drosseln die Autofahrer. Wer oder was die Wirte der Partymeile ausbremst, die kumpelhaft Theo genannt wird, ist dagegen nicht so klar.

 

Die Straße, auf der sich seit 2001 Bars und Clubs angesiedelt haben, ist ein Sammelsurium geworden. Beim Spagat zwischen Wasserpfeifen und Bierbechern, in die man Bälle wirft, hat sie sich wohl verrenkt. In jenem urbanen Publikum, das Szene genannt wird, wird der einstige Hotspot der Stadt als „Spamfilter von Stuttgarts Nachtleben“ verspottet. Böse Zungen sagen: Hier wird das Partyvolk aus dem Umland ausgefiltert, auf das Großstädter in ihren Lieblingsclubs gern verzichten mögen.

„Die Stadt trocknet die Partykultur aus“

Vorbei sind die Zeiten, da man auf der Theo von einer Bar in die nächste stolpern konnte – die Entfernungen haben sich vergrößert, der Gute-Laune-Boulevard ist auseinandergerissen. Clubmacher klagen, dass es immer schwerer wird, genügend Gäste zu locken und gute Umsätze zu machen. Das Ausgehverhalten hat sich verändert. „Früher musste man zum Baggern und Aufreißen aus dem Haus“, sagt ein Wirt, „heute wird das daheim am Handy erledigt.“ Hinzu komme, dass aus dem Rathaus die Unterstützung fehle. „Die Stadt trocknet die Partykultur aus“, wird geklagt.

So manchen hat deshalb die Ankündigung von Altstadt-Wirt Raphael Fromm (Goldener Heinrich) erstaunt, er werde ganz bewusst an der Theo was Neues aufmachen. Denn er glaube an deren Zukunft. Weil die Schankstelle und das Kowalski vor dem Ende stehen, werde sich die Partyszene von der Bahnhofsnähe auf die obere Theodor-Heuss-Straße verlagern, prophezeit er. Viel Geld hat er in seinen neuen Club The Private Room gesteckt, der ganz ohne Deutsch-Rap am Wochenende startet. Uns hat Fromm vorab gezeigt, wie sein neuer Stolz an der Ecke Theodor-Heuss-/ Lange Straße aussieht. Der 29-Jährige, der mit dem Goldenen Heinrich in der Altstadt die wohl älteste Schwulenbar Deutschlands führt, widerspricht Gerüchten: „Der Private Room ist kein Gayclub und wird es auch nie werden.“

„Jeder tanzt dort, wo die nächste Party steigt“

Skeptisch bleibt Marc Wenger, der in der Clubszene seit Jahren in vielfältiger Form aktiv ist. „Eintritt will keiner mehr bezahlen, und das Vorglühen ist in aller Munde“, sagt der Unternehmer, der die Clubs Nachtschicht und den Leclub geführt sowie jahrelang mit seinem Sicherheitsdienst die Türe beim Perkins Park und Move gemacht hat. Auf dem Höhepunkt der Geschäfte verkaufte er seine Lokale im Nachtleben. Klasse findet er es, wenn einer den Mut habe, in diesen schwierigen Zeiten einen Club aufzumachen – das Risiko sei schließlich sehr groß, dass es schief geht. „Kurzfristig sind neue Locations frequentiert, aber sie sind auch schnell wieder out“, sagt Wenger, „richtige Stammgäste gibt es nicht mehr, jeder tanzt dort, wo die nächste Party steigt.“