Bei einem „Wolfsgipfel“ am Freitag fordert der Bauernverband ein Durchgreifen der Politik. Auffällige Tiere müssten abgeschossen werden, um die Weidetierhaltung zu sichern.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert die Politik zum Handeln auf: Gegen den Wolf müsse etwas getan werden. Der Verband verlangte am Freitag bei einem von ihm veranstalteten „Wolfsgipfel“ in Berlin den zügigen und unbürokratischen Abschuss von sogenannten Problemwölfen und Problemrudeln – nach geltendem Naturschutzrecht. Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) sagte: „Niemand von uns hat den Wunsch, den Wolf auszurotten.“ Aber die tägliche Bilanz falle „wirklich mittlerweile dramatisch aus“.

 

Wölfe reißen immer wieder landwirtschaftliche Nutztiere, die auf Weiden gehalten werden. Vor allem auf für Bayern typischen Weiden am Hang, die nicht eingezäunt werden können, ist das Risiko den Angaben nach hoch. Für das Jahr 2021 beziffert der Verband die Zahl der gerissenen, verletzten oder vermissten Tiere auf fast 3400. Neuere Zahlen nennt er nicht.

Weitere Forderungen sind wolfsfreie Gebiete und mehr Transparenz

In einem Forderungspapier kritisiert der Umweltbeauftragte des Verbandes, Eberhard Hartelt, die Politik: „Verharmlosung, Realitätsverweigerung, romantische Verklärung und organisierte Schönfärberei haben den Konflikt mit der Weidetierhaltung eskalieren lassen.“ Das Ergebnis sei ein ungebremst wachsender Wolfsbestand, der inzwischen deutlich über dem günstigen Erhaltungszustand liege und in Deutschland im internationalen Vergleich herausragend hoch sei.

Wolfsfreie Gebiete, in denen die Ansiedlung des Wolfes verhindert wird, und volle Transparenz über den Wolfsbestand in Deutschland sind weitere Forderungen des Verbands.

Kritik vom Deutschen Tierschutzbund

Den Abschuss von „Problemwölfen“ kritisiert der Deutsche Tierschutzbund als „weder rechtskonform, noch praxistauglich, also nur Wahlkampfrhetorik und heiße Luft“. Mehr Abschüsse von Wölfen könnten sogar zu mehr Problemen führen, weil Rudelstrukturen zerstört würden. In Frankreich etwa gebe es weniger Wölfe, mehr Abschüsse und dennoch deutlich höhere Risszahlen als in Deutschland. „Die einzige tierschutzgerechte und nachhaltige Methode, um Weidetiere vor Wölfen zu schützen, sind hinreichende Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune, Herdenschutzhunde oder Nachtpferche“, erklärten die Tierschützer.

Der DBV veranstaltete am Freitag mit Landwirten, Experten und Politikern einen „Wolfsgipfel“. Unter anderem stellte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) „Strategien“ aus ihrem Bundesland vor. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte angekündigt, das Abschießen von Wölfen per Verordnung zu erleichtern.

Angriffe auf Menschen sind extrem selten

Söder verwies neben der Problematik gerissener Nutztiere auf potenzielle Gefahren des Wolfes für Menschen. Die geplante Änderung der derzeit gültigen Rechtslage erklärte er auch mit dem Fall eines Joggers in Südtirol, der von einer Bärin getötet worden war. Angriffe von Wölfen auf Menschen sind extrem selten und stehen fast immer im Zusammenhang mit Tollwut, die in Deutschland seit Jahren als ausgerottet gilt.

Wölfe waren in Deutschland im 19. Jahrhundert ausgerottet worden. Im Jahr 2000 siedelte sich nach 150 Jahren das erste Rudel wieder in der sächsischen Lausitz an. Seitdem nimmt der Bestand zu. Nach Angaben des Wolfmonitorings des Nabu gab es in Deutschland zum Ende des vergangenen Jahres 161 Wolfsrudel mit im Schnitt acht Tieren, 43 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere, die sich in den ostdeutschen Bundesländern sowie in Niedersachsen konzentrieren.