Debatte um Wehrpflicht Der Wehrdienst von Boris Pistorius ist eine gute Lösung – vorerst

Die Bundeswehr braucht mehr Rekruten. Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Vorerst will die neue Koalition keine Wehrpflicht einführen. Stattdessen setzt sie auf Freiwilligkeit. Es ist ein richtiger erster Schritt, findet Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

Berliner Büro: Rebekka Wiese (rew)

Jetzt soll es plötzlich schnellgehen: Ein Dreivierteljahr ist es her, dass der inzwischen geschäftsführende und wahrscheinlich auch künftige Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sein neues Modell für den Wehrdienst vorstellte. Doch dann zerbrach die Ampelkoalition – und es war nicht mehr klar, ob Pistorius’ Plan je kommen würde.

 

Nun aber steht das Modell im Koalitionsvertrag. Es ist ein Vorschlag, der zunächst auf Freiwilligkeit setzt. Zwar soll jeder von der Bundeswehr angeschrieben werden, der 18 Jahre alt wird. Doch ob man dann den Wehrdienst leistet, steht erst einmal jedem frei.

Wehrpflicht auf lange Sicht das Ziel

Es gibt viele, die glauben, dass das nicht reicht. Die Union hätte gern die Rückkehr zur Wehrpflicht im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Doch als erster Schritt ist der freiwillige Wehrdienst die richtige Lösung. Auch wenn es auf lange Sicht wohl wieder eine Pflicht geben muss.

Dass die Bundeswehr mehr Personal braucht, steht außer Frage. Ihr fehlen nicht nur Streitkräfte, sondern auch viele Reservisten. Besonders im Heimatschutz: In diesem Monat wurde eine neue Division aufgestellt, deren Aufgabe es wäre, Häfen, Straßen oder Brücken zu sichern – etwa falls ein Nato-Land wie Estland oder Litauen angegriffen wird. Niemand hofft, dass es dazu je kommt. Aber seit der russischen Vollinvasion in der Ukraine ist eben auch klar: Man muss vorbereitet sein. Deshalb muss sich bei der Rekrutierung etwas ändern.

Mit einer Wehrpflicht allerdings wäre die Bundeswehr aktuell schlicht überfordert. Es fehlen die Ausbilder, die Kasernen, das Material. Nichts zu tun, bis diese Strukturen geschaffen sind, ist keine Lösung. Es ist deshalb gut, dass nun zunächst der freiwillige Wehrdienst kommen soll. Auch wenn man auf Dauer wohl nicht umhinkommen wird, zur Pflicht zurückzukehren. Vorerst aber gilt: ein Schritt nach dem anderen.

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