Sie hatten der Kaufabsicht im Gemeinderat zugestimmt. Jetzt aber fordern die Freien Wähler die Prüfung von Alternativen und kritisieren die Vorentscheidung für das 300-Millionen-Euro-Projekt im Gewerbegebiet Möhringen. Für das Linksbündnis steht sogar der Vorwurf der Korruption im Raum.

Nach der SPD-Fraktion haben nun auch die Freien Wähler und das Linksbündnis im Rathaus Klärungsbedarf bei dem geplanten Verwaltungstrakt (Office-Hub) im Gewerbegebiet Möhringen/Vaihingen angemeldet.

 

Es gebe mittlerweile mit dem Bollwerk-Areal und dem Uhland-Carré ernst zu nehmende zentral gelegene Flächen in der City, von denen aus das Rathaus fußläufig erreichbar sei, so die Freien Wähler. Die Fraktion fordert nun eine Prüfung dieser sowie möglicher weiterer Alternativen für eine Art zweites Rathaus. Die Freien Wähler zeigten sich darüber hinaus „irritiert“ über die Vorgänge um den Office-Hub. Der Gemeinderat hatte erst kürzlich die Absicht bekräftigt, die dort von der W2 Developement zu bauenden zwei Gebäude zum Preis von 300 Millionen Euro zu kaufen. Eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus. Die Freien Wähler, die den Beschluss mitgetragen hatten, erklären nun, die Entscheidungen zum Office-Hub seien offenbar „eher hemdsärmelig als auf einer ausreichenden Faktenbasis“ getroffen worden. Sie bemängeln, dass die Verwaltung weitere Angebote von Immobilienfirmen nicht ausreichend geprüft habe. Aus der Branche hatte es Kritik an der Standortentscheidung gegeben.

Noch härter formuliert es das Linksbündnis im Rat, das der Absichtserklärung zum Kauf der Immobilien ebenfalls zugestimmt hatte. Der aus der Immobilienbranche erhobene Vorwurf, bei dem Grundstücksgeschäft seien politische Seilschaften im Spiel gewesen, müsse ausgeräumt werden: Dem „Verdacht der Korruption und Vetterleswirtschaft“ müsse nachgegangen werden, fordert die Fraktion: „Sollte sich herausstellen, dass städtische Compliance-Richtlinien missachtet wurden, muss dies geahndet werden. Kein Gemeinderatsmitglied darf durch die Ausübung seines Stadtratsmandats zum Türöffner für Deals werden.“ Hintergrund ist der Vorwurf, CDU-Stadtrat Jürgen Sauer, im Brotberuf Presse- und Marketingchef bei W2, habe seine Beziehungen zum Parteifreund und für Grundstücksgeschäfte zuständigen Wirtschaftsbürgermeister Thomas Fuhrmann spielen lassen, um den Grundstücksdeal unter Dach und Fach zu bringen. Sauer hatte den Vorwurf als „Neiddebatte“ bezeichnet und zurückgewiesen.