Debatte zum Weltfrauentag Land will mehr weibliche Führungskräfte

Frauen stoßen zu schnell an die „gläserne Decke“, haben zu wenig Aufstiegsmöglichkeiten. Das finden alle Landtagsfraktionen – nur die AfD nicht.
Stuttgart - Pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März hat Bärbl Mielich, die Staatssekretärin im Sozialministerium, ein Konzept für mehr weibliche Führungskräfte in der Landesverwaltung angekündigt. „Vereinbarkeit“ ist für die grüne Staatssekretärin das zentrale Schlagwort in der Gleichstellungspolitik, es gelte ein „Gleichgewicht von Erwerbs- und Sorgearbeit“ herzustellen, sagte Mielich in der Debatte des Landtags zum Thema Gleichstellung.
Sozialministerium erprobt neue Personalentwicklung
Das Sozialministerium will vorangehen und ein Konzept zur Personalentwicklung erproben. Zunächst soll kontinuierlich ermittelt werden, wie viele Frauen in welchen Besoldungsgruppen tätig sind. Ein zweiter Baustein sieht gezielte Beratung im Sinne von Coaching und Mentoring vor. Die Vereinbarkeit von Pflege, Kinderbetreuung und Beruf soll für Führungskräfte weiter ausgebaut werden, etwa im Sinne von geteilter Führung.
Dass Frauen häufig an die gläserne Decke stoßen, also schnell an die Grenzen ihrer Aufstiegsmöglichkeiten kommen, beklagten mit Ausnahme der AfD Vertreter aller Fraktionen. Über die Verbesserungen sind sie geteilter Meinung. Thekla Walker (Grüne) sprach sich für die Quotenregelung aus. „Die Quote wirkt“, sagte sie und verwies darauf, dass in der Grünenfraktion fast die Hälfte der Abgeordneten Frauen sind, während der Frauenanteil im gesamten Landtag knapp 25 Prozent beträgt. Walker verlangt, dass der Landtag jedes Jahr eine Bilanz der Gleichstellung zieht.
AfD für Stärkung der Elternhäuser
Gleichstellungspolitik ist für Carola Wolle (AfD) „ein Kampfbegriff der Radikalfeministinnen“, die Debatte um gläserne Decken „eine Phantomdiskussion“. Sie verlangt Steuerentlastungen für Familien, Frauen müssten nicht unbedingt Karriere machen, wenn die Elternhäuser gestärkt würden, könne der Bildungserfolg der Kinder steigen.
Das konterte Sabine Wölfle (SPD) mit dem Verweis auf eine Umfrage in der „Zeit“. Diese besage, „wenn nur Frauen wählen dürften, wäre die AfD nicht im Parlament.“ Die SPD meint, die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit hätten sich durch das Chancengleichheitsgesetz verbessert. Wölfle sieht aber ebenfalls großen Nachholbedarf bei Frauen in Führungspositionen. Auch sie setzt auf die Quote.
CDU und FDP halten nichts von Quoten
Davon halten FDP und CDU nichts. „Quoten und Regulierungen helfen nichts“, sagte Nicole Razavi (CDU). „Wir brauchen eine Veränderung der Kultur.“ Berufliche Auszeiten dürften keine Karrierekiller mehr sein. Frauen sollten auch selbst „mehr Mut und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben.“ Razavi warnte vor „falsch verstandenem Gleichstellungseifer“. Auch unbezahlte Arbeit müsse möglich bleiben und wertgeschätzt werden. Jochen Haußmann (FDP) verlangte, die Karrierechancen für Teilzeitkräfte in der Landesverwaltung zu befördern. In der Digitalisierung sieht er Möglichkeiten, das Engagement von Frauen in politischen Parteien zu erhöhen. Gegenwärtig wirke die häufige Präsenzpflicht eher abschreckend auf Frauen.
Unsere Empfehlung für Sie

Vorfall in Lörrach Drei Polizisten bei Demo gegen Wahlkampfstand der AfD verletzt
Drei Polizisten sind bei einer spontanen Versammlung gegen einen Wahlkampfstand der AfD in Lörrach attackiert und leicht verletzt worden. Insgesamt wurden fünf Personen vorläufig festgenommen.

Es gibt nicht nur Corona Große Herausforderungen für die neue Regierung
Der Umgang mit der Coronakrise hat zu einer inhaltlichen Engführung des Landtagswahlkampfs geführt. Das ist verständlich, aber schade, weil über der Not des Tages die großen Themen hinter der Epidemie kaum zur Sprache kamen.

Baden-Württemberg als Labor der Demokratie Das Land und seine Ministerpräsidenten
Baden-Württemberg galt über Jahrzehnte hinweg als Bollwerk der CDU. Doch die politische und kulturelle Vielfalt des Südwestens lässt Überraschungen zu.

Blick auf die Bundestagswahl Kretschmanns Koalition – ein Vorbild für den Bund?
Grün-Schwarz in Stuttgart macht keinen Appetit auf Schwarz-Grün in Berlin. Das Wunschbündnis des liberalen Bürgertums stützt sich auf eine breite Basis – und kommt deshalb über den kleinsten politischen Nenner nicht hinaus. Gälte das auch für Schwarz-Grün im Bund?

Merklingen im Alb-Donau-Kreis Klopfgeräusche aus Lastwagen - Polizei befreit sechs Jugendliche
Die Polizei befreit mehrere Jugendliche aus einem Lastwagen im Alb-Donau-Kreis. Sie waren offenbar illegal aus Afghanistan nach Deutschland eingereist.

Wetter in Baden-Württemberg Viel Sonne im Südwesten am Wochenende
Nach einer von Schmuddelwetter geprägten Woche kommt am Wochenende die Sonne raus: Es wird auch etwas wärmer in Baden-Württemberg. Vor allem am Samstag erwartet der DWD klaren Himmel.