Die beiden Spitzenkandidaten von CDU und Grünen, Guido Wolf und Winfried Kretschmann, gaben sich bei ihrer zweiten Debatte sachlich. Einen klaren Sieger sahen die Gäste und die lautstarken Anhänger der beiden Politiker aber nicht.

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche sind Winfried Kretschmann und Guido Wolf, die beiden aussichtsreichsten Bewerber für das Amt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten, zum Duell aufeinander getroffen. Diesmal war der Schauplatz das Theaterhaus in Stuttgart. Die Duellanten gaben sich meist sachorientiert, ihre Gefolgschaft kämpferisch. Theatralisch war das Duell unter der Moderation des SWR-Journalisten Wieland Backes und des früheren SWR-Chefredakteurs Michael Zeiß inszeniert. Begleitet von Fanfarenklängen betraten die Konkurrenten die Bühne. Das Publikum tat das seine. Kretschmann wie Wolf hatte eine Schar Anhänger mitgebracht, die fast jeden Satz ihres Kandidaten lautstark beklatschten. Dabei lag das Lager des CDU-Kandidaten im Lautstärkepegel meist vorne.

 

Dennoch zeigte sich Winfried Kretschmann deutlich besser aufgelegt, als im Fernsehduell vor einer Woche. Hatte er dabei häufig defensiv gewirkt, gab der Amtsinhaber und Spitzenkandidat der Grünen dieses Mal die Angriffe seines Herausforderers pointiert zurück. Die Auseinandersetzung driftete gelegentlich ins Persönliche. Wolf warf Kretschmann Überheblichkeit vor. Kretschmann vermisste bei Wolf Inhalte und Konzepte.

Harte Bandagen beim Thema Bildung

Hoch ging es beim Thema Bildungspolitik her. Chaos glaubte Wolf festzustellen, die grün-rote Regierung reagiere auf die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft mit Gleichmacherei. Die CDU dagegen berücksichtige „die Unterschiedlichkeit der Talente“. Von solchen „Totschlagwörtern“ wollte wiederum Kretschmann nichts hören. Während Wolf „Vorfahrt für die Realschule“ verlangte, hielt Kretschmann ihm entgegen: „Wir haben Realschule und Gymnasium gestärkt“.

Beim Thema Flüchtlinge waren die Diskutanten sichtlich um einen moderateren Ton bemüht. Wolf will den sofortigen Umstieg von Geldleistungen auf Sachleistungen und die Anerkennung der Maghreb- staaten als sichere Herkunftsländer. Er konstatierte, „ein weiteres Jahr mit einer zusätzlichen Million Flüchtlinge würde die Integrationskraft Deutschlands übersteigen“. Der Landesregierung wirft er vor: „Im Moment passiert gar nichts“. Kretschmann betonte, schnelle Lösungen seien unwahrscheinlich. „Die Flüchtlingskrise kann letztlich nur behoben werden, indem die Fluchtursachen beseitigt werden“.

Mit der AfD will keiner ins Bett

Wolf warf Kretschmann Versäumnisse in der Wirtschaftspolitik vor. Er habe für seine erste Regierungserklärung zur Wirtschaftspolitik „drei Jahre gebraucht“. Kretschmann hielt dagegen, das Land sei auf dem Sprung in die digitale Zukunft. „Wir sind einfach spitze“. Das wiederum hielt Wolf für Selbstgefälligkeit.

Einig sind sich Kretschmann und Wolf in dem Bemühen, die AfD möglichst klein zu halten. Koalitionen und Kooperationen schlossen beide aus. Angesichts der Umfragen, die weder für Grün-Rot noch für Schwarz-Gelb eine Mehrheit zeigen, blieben beide Wahlkämpfer bei der Frage nach der wahrscheinlichsten Regierung vage. „Wo ist die Glaskugel“, scherzte Wolf. Er warnte davor, im Wahlkampf Tischtücher zu zerschneiden. Es könnten neue Koalitionen nötig werden. „Zunächst kämpft jeder dafür, dass ohne ihn nichts geht“. Auch Kretschmann schließt nichts aus: „Koalitionen verhandelt man nach der Wahl, nicht vorher“. Auf eine „Ampel“ aus Grünen, SPD und FDP spekuliere er nicht.

Kretschmann: Land ist gut aufgestellt

Auf die Abschlussfrage, warum er Ministerpräsident werden sollte, erklärte Wolf, dass Baden-Württemberg wieder eine Zukunftsperspektive brauche, und zwar in Bildung, Verkehrspolitik und innerer Sicherheit. Kretschmann dagegen sieht das Land nach fünf Jahren Grün-Rot in einer guten Verfassung. Man habe entschlossen und auch in Krisen besonnen reagiert. Das zeige sich in den Zustimmungswerten zur Regierung. Kretschmann kokettierte mit seinem Bekanntheitsgrad: „Sie kennen mich, sie können sich ein Urteil über mich bilden. Ich bitte darum, dass Sie das bei der Wahl in die Waagschale werfen“. Auch er erntete tosenden Schlussapplaus. Am Ende war’s unentschieden.