Längst finden einige der besten Popkonzerte in Jazzclubs statt. Zum Beispiel, wenn Ima Kyo auf der Bühne stehen. Die Stuttgarter Band hat ein Grenzen verwischendes Debütalbum vorgelegt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Im Pop ist immerzu die Rede davon, dass Genres sich auflösen. Zeit, das auch mal für den Jazz festzuhalten und da besonders die Grenze zum Pop. Längst finden einige der besten Stuttgarter Popkonzerte mit Jazzsängerinnen oder in Jazzclubs statt, im Bix zum Beispiel oder in der Kiste. Gut möglich, dass dann Ima Kyo auf der Bühne stehen. So nennen sich die in Stuttgart lebende Sängerin Maria Kaulbarsch und ihrer Band, die im Mai in der Kiste ihr Debütalbum „Jetzt & Heute“ (Exo10 Records) vorgestellt haben.

 

Die Mezzosopranistin hat diese Schlafzimmerstimme, die drüben im Pop die Leute reihenweise zu Fans machen würde. Die Band spielt dazu einen agilen, mal flächigen und dann wieder prononcierten Jazzpop, bei dem man so wenig wie beim jährlichen Schlossplatz-Festival Jazz Open gar nicht mehr sagen kann, wie viel Jazz da drin ist und wie viel Pop.

Das Schöne am Jazzpop ist jedenfalls, dass er von vornherein gegen Plattitüden geimpft scheint. Weil er sich nicht auf simple Akkordfolgen und ultraeingängigen Vier-Viertel-Takt beschränkt, klingen auch Kaulbarschs Texte wie vertonte Lyrik und nicht wie möglichst emotionsfunktional aneinandergereihte Worte. Der Gesang ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, wobei besonders angenehm ist, dass Kaulbarsch nicht über der Band schwebt, sondern sich auch klanglich mit Bass, Schlagzeug, Gitarre und Synthesizer verzahnt. Sogar Singer/Songwriter steckt da drin:

„Jetzt & Heute“ ist ein Album für Erwachsene, eines ohne schnelle Effekte, das aber einen umso tieferen Eindruck hinterlässt. Selbst die verjazzte Version von „Der Mond ist aufgegangen“ zum Abschluss der Platte gelingt absolut kitschfrei. Ein ganz starkes Debüt.

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