Eine 49 Jahre alte, psychisch kranke Frau steht wegen versuchten Mordes vor Gericht. Sie hat Anfang des Jahres in einem Haus in Deckenpfronn Feuer gelegt. Am Dienstag sagte eine psychiatrische Gutachterin in dem Prozess aus.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Die 49 Jahre alte Frau bezeichnet die Psychiatrie in Calw-Hirsau mittlerweile als „zweite Heimat“, in der ihr geholfen werde und in der sie sich stets wohlfühle. Mehr als 50 Mal ist sie dort bisher stationär behandelt worden. Vor zehn Jahren wurde daher ein engmaschiges Netz gestrickt, das die Frau im Leben unterstützen sollte. Sie wurde wegen ihrer schweren Psychose ambulant behandelt, und ein gesetzlicher Betreuer wurde ihr zur Seite gestellt. Hinzu kamen ein Platz in einer betreuten Wohnunterkunft. Diakonie-Mitarbeiter schauten regelmäßig nach ihr.

 

Dennoch soll die Frau im vergangenen Winter krankheitsbedingt das Haus in Deckenpfronn in Brand gesetzt haben, in dem sie lebte. Die 49-Jährige muss sich daher in einem Prozess am Stuttgarter Landgericht verantworten. Am 15. Februar habe sie morgens einen Vorhang in ihrer Wohnung angezündet, so die Staatsanwaltschaft. Die Flammen sprangen innerhalb weniger Minuten auf das gesamte Fachwerkhaus über, das von der Kommune als Sozialunterkunft genutzt wurde. 14 Menschen hielten sich zu diesem Zeitpunkt im Gebäude auf, darunter mehrere Kinder. Alle Bewohner konnten gerettet werden. Allerdings zogen sie sich Rauchvergiftungen zu, zwei von ihnen sogar schwere. Die Beschuldigte selbst erlitt Brandwunden im Gesicht und am Hinterkopf. Das Gebäude – der ehemalige Gasthof Hirsch – wurde ein Raub der Flammen. Den Sachschaden bezifferte die Polizei damals auf mehr als 300 000 Euro.

Tatvorwurf lautet versuchter Mord

Stellt die Frau eine Gefahr dar?

Strafrechtlich habe sich die 49-Jährige dem versuchten Mord in 14 Fällen, der vorsätzlichen Körperverletzung und der besonders schweren Brandstiftung schuldig gemacht, so die Staatsanwaltschaft. Wegen einer akuten Psychose sei die Frau aber schuldunfähig und müsse so lange in die Psychiatrie zwangseingewiesen werden, bis sie ihre Erkrankung so weit im Griff habe, dass sie für sich selbst und für die Allgemeinheit keine Gefahr mehr darstelle.

In dem Prozess hat am gestrigen Dienstag eine psychiatrische Sachverständige ihr Gutachten über die Frau vorgestellt, in dem die Ärztin ebenfalls zu diesem Schluss kommt. Demnach ist die Frau seit ihrer Jugend psychisch krank. Anfangs seien ihr Depressionen attestiert worden. Seit 20 Jahren stehe aber fest, dass die Beschuldigte an einer schizoaffektiven Störung erkrankt sei. Verbunden sei dieses Leiden mit starken Depressionen, Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Aggressionen. Wegen der Psychose, deren „außergewöhnliche Schwere“, so die Gutachterin, in den Tagen vor dem Brand nicht eindeutig zu erkennen gewesen sei, habe die 49-Jährige das Unrecht der Tat nicht erkannt.

Beschuldigte schweigt im Prozess

Sie sei daher bei der Brandstiftung nicht schuldfähig gewesen. Derweil nehme die Frau zwar ihre Medikamente, und sie sei in einem stabilen Zustand. Doch auf eigene Füße gestellt, wäre die Frau eine Gefahr für sich und andere. Nur eine stationäre Behandlung könne ihr helfen, so die Ärztin.

Urteil wird am Donnerstag erwartet

Die Beschuldigte schweigt bisher in dem Gerichtsverfahren. Direkt nach dem Brand hat sie aber bereits eingeräumt, das Feuer gelegt zu haben, weil sie mit den Flammen Dämonen und Monster aus ihrer Wohnung habe vertreiben wollen. Später erklärte die 49-Jährige ihren Ärzten, dass sie ihre Psychose nicht mehr ertragen habe und in einer Kurzschlussreaktion gezündelt habe.

Das Urteil des Landgerichts wird am morgigen Donnerstag erwartet.