Das 2019 gegründete Unternehmen Deer belegt in Stuttgart sechs weitere Standorte. Es mangelt an Neufahrzeugen.

Der Markt für elektrisch betriebene Mietautos in der Landeshauptstadt wächst. Das 2019 in Calw gegründete Unternehmen Deer, eine Tochter der dortigen Stadtwerke, will in diesem Jahr sechs neue Standorte mit neun Fahrzeugen aufbauen. Nach dem Start 2020 in Parkgaragen in der City und am Flughafen (vier Standorte) geht es nun auch in die Stadtteile.

 

Der Fokus von Deer liegt vor allem im ländlichen Raum, wo der öffentliche Nahverkehr eher dünne Takte vorhält und Carsharing bisher kaum ein Thema war. Hier werden Kommunen angesprochen, in rund 200 zwischen Walldürn und Villingen-Schwenningen sowie Baden-Baden und Geislingen gibt es inzwischen ein Angebot mit fast 600 E-Fahrzeugen und den dazugehörigen Ladesäulen, an denen die Fahrzeuge nach Ende der Miete geparkt werden müssen. Sie werden von den Kommunen gekauft, Deer übernimmt Wartung und Abrechnung.

Nicht jede Kommune kann bedient werden

Deer-Geschäftsführer Horst Graef spricht von inzwischen 6000 Kunden und einer „steilen Lernkurve“. An deren Spitze steht nun zum Beispiel das Angebot einer Miete von drei bis 36 Monaten für Kunden, die bis zu 100 Kilometer um Calw wohnen. So könnten sich Interessenten mit der E-Mobilität vertraut machen, ohne sich gleich langfristig binden zu müssen. Angebote, den Fuhrpark zu stellen, gibt es auch für Firmen, die Wohnungswirtschaft und Verwaltungen. Die Nachfrage sei groß, sagt Graef, nicht jede Kommune könne bedient werden. Kleinteiligkeit und aktuell der Mangel an Neuwagen bremsten den Ausbau etwas. „Es wäre hilfreich, wenn man Landkreise komplett entwickeln könnte und nicht einzelne Kommunen“, so Graef.

Flotte soll auf 1000 Fahrzeuge wachsen

In Stuttgart hatte der Gemeinderat entschieden, das stationäre Carsharing zu fördern, und ein Interessenbekundungsverfahren eingeleitet. Bereits seit September 2017 ist die Zuteilung von Plätzen möglich. Deer will in diesem Jahr neue Stationen in Möhringen (Probststraße), Botnang (Regerstraße), Giebel (Ernst-Reuter-Platz), Feuerbach (Stuttgarter Straße), Nord und West (Helfferich- und Vogelsangstraße) aufbauen. Das Unternehmen expandiert zudem an den Flughafen Frankfurt, nach Berlin und Rüsselsheim. Von München aus soll das Konzept in bayerische Kommunen getragen werden. Die Flotte soll in diesem Jahr von 600 auf 1000 Fahrzeuge wachsen, außerdem stehen 200 Ersatzbeschaffungen an – sofern die Industrie liefern kann. „Es besteht ein Engpass“, so Graef. Die Autos seien geleast, man könne Lieferlücken durch die Verlängerung der Vertragslaufzeit überwinden.

Die Turbulenzen auf den Energiemärkten schlagen auch auf das Geschäft des Carsharing-Anbieters durch. Da die Stromkosten (Ökostrom) in den Tarifen bei einer Ladung an den eigenen Säulen enthalten sind, wurden diese im Mai erhöht, von 6,50 auf 7,90 Euro pro Stunde. Der Tagestarif von 34,90 Euro aus 2020 steht nun bei 49,90 Euro.