Die bisherigen Anstrengungen reichen nicht aus: Der Kreisverband des Roten Kreuzes plant eine erneute Sparrunde, um endlich aus den roten Zahlen herauszukommen. Die Mitglieder scheinen jedoch nicht beunruhigt.

Ludwigsburg - Der Vorstand wurde ohne Murren entlastet und wie vorgeschlagen wiedergewählt, es gab weder Kritik noch Forderungen oder irgendeine Diskussion: Die Versammlung des Ludwigsburger DRK-Kreisverbandes in der Vaihinger Stadthalle am Freitag verlief so ruhig und harmonisch wie schon lange nicht mehr. Dabei hätte es durchaus Anlass zur Debatte gegeben. Denn das Rote Kreuz steckt vier Jahre nach Beginn eines umfangreichen Sanierungsprogramms weiter in den roten Zahlen. In einer neuen Sparrunde soll die Bilanz im operativen Geschäft um bis zu 1,2 Millionen Euro verbessert werden.

 

Nur etwa die Hälfte der fast 400 Delegierten des DRK-Kreisverbandes war am Freitag nach Vaihingen gekommen. Doch offenbar hatte keiner von ihnen Drängendes auf dem Herzen: Weder beim Tagesordnungspunkt Aussprache noch unter Verschiedenes meldete sich jemand zu Wort. Die immer noch miesen Zahlen wurden ebenso schweigend zur Kenntnis genommen wie die geplanten Einsparungen.

Neuer Geschäftsführer ist alter Bekannter

Manfred Hormann, der designierte neue Kreisgeschäftsführer, führt das auf das Vertrauen der Mitglieder in den Vorstand zurück. Hormann hat im September das Amt des Geschäftsführers von Karlheinz Spitznagel übernommen, der aus persönlichen Gründen zum DRK-Landesverband zurückkehrte. Ganz neu ist der 60-Jährige jedoch nicht: Er war bis 2005 über 20 Jahre lang Mitglied im Kreisvorstand, daher würden ihn viele Mitglieder noch kennen – und ihm vertrauen, sagt er. Er ist von Januar an in Vollzeit beim DRK.

Hormanns Ziel ist es, 2017 wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen: „Das muss sein“, kommentiert der Finanzfachmann knapp. Allerdings sind dafür einige Anstrengungen notwendig. Im Jahr 2014 betrug das Minus noch rund 420 000 Euro – und das nur wegen einmaliger Effekte, die sich positiv auf die Bilanz auswirkten. Hätte das Rote Kreuz nicht seine Geschäftsstelle in der Ludwigsburger Alt-Württemberg-Allee und die Rettungswache in Vaihingen verkauft, dann wäre die Bilanz um 450 000 Euro schlechter ausgefallen: Das Minus hätte 870 000 Euro betragen.

Voraussichtlich wird ein solcher Einmal-Effekt auch das Ergebnis für 2015 vergolden: Wegen der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 550 000 Euro und dem Verkauf eines Parkplatzes in der Ludwigsburger Harteneckstraße wird mit einem Minus von lediglich 200 000 Euro gerechnet. Für 2016 kalkuliert Hormann hingegen wieder ein Defizit von einer halben Million Euro ein. Vor einiger Zeit hat sich der Kreisverband jedoch Hilfe von außen geholt, um aus den roten Zahlen zu kommen.

Ein Stellenabbau ist nicht ausgeschlossen

Experten für Unternehmenssanierung nehmen seither den Kreisverband unter die Lupe, um Einsparpotenziale ausfindig zu machen. Klar sei schon jetzt, dass quer durch alle Abteilungen Abläufe verbessert werden müssten, um diese effektiver zu machen und Doppelarbeit zu vermeiden, sagt Hormann. Zudem wolle man die Ortsvereine erneut um Darlehen bitten – sie haben dem Kreisverband insgesamt bereits Kredite von rund 850 000 Euro gewährt. Letztlich könne es aber auch zu einem Stellenabbau kommen, sagt Hormann.

Utz Remlinger, der Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes und Vizelandrat, ist jedoch optimistisch. Man habe schon jetzt einige Verbesserungen erreicht. So seien in Verhandlungen mit den Kassen die Erstattungssätze für den Rettungsdienst so erhöht worden, dass er mit jährlichen Mehreinnahmen von 350 000 Euro rechne. Bei den Krankentransporten erwarte man ebenfalls höhere Sätzen von den Kassen, zudem wolle man beim ambulanten Wohnen ein neues Finanzierungssystem einrichten, künftig mehr Vereinsmitglieder anwerben und bessere Ausschreibungsergebnisse erzielen. „Wir müssen jetzt noch einmal richtig durchstarten“, betont der Vorsitzende Utz Remlinger.

Rechtsstreit ist beigelegt

Prozesse
Auch vor Gericht beschäftigt man sich mit der Misere des Ludwigsburger DRK-Kreisverbands. So hatte der ehemalige Geschäftsführer über den Rechtsweg rund 35 000 Euro gefordert: Diese Summe stehe ihm wegen der fristlosen Kündigung des DRK zu. Das Rote Kreuz wiederum machte Regressansprüche gegen ihn geltend. In dieser Sache hat man sich inzwischen auf einen Vergleich geeinigt. Allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart immer noch wegen Untreue.

Sanierung
Um das Defizit zu reduzieren, hat das DRK bereits 15 Stellen gestrichen, die Sozialstation und die Pflege-WG für Aidskranke geschlossen. Zudem verzichteten die rund 220 hauptamtlichen Mitarbeiter auf einen Teil ihres Gehalts, und die Ortsvereine sowie der DRK-Landesverband gewährten dem Verein Darlehen.