Mitglieder der Geschichtswerkstatt wollen historisches Material der Degerlocher sichten und archivieren.

Degerloch - Das Band ist 30 Jahre alt. Rolf Armbruster hat es jüngt in seinen alten Projektor gefädelt und abgespielt – und dabei einen kleinen Schatz entdeckt. Es war das 75-Jahr-Fest der Degerlocher Eingemeindung nach Stuttgart, „und an einem Tisch saß Helene Pfleiderer“, sagt Armbruster. Nach der berühmten Degerlocher Stifterin ist heute nicht nur das Haus des örtlichen Frauenkreises benannt, sondern auch das Jugendhaus an der Oberen Weinsteige. Auf Zelluloid gebannt, schwatzt Pfleiderer mit den Menschen am Tisch, bis sich ein noch bekannterer Mann zu ihr setzt: Manfred Rommel, „noch mit längerem Haar, wie das damals so üblich war“, sagt Armbruster.

 

Die Degerlocher Geschichtswerkstatt, ein Zusammenschluss ortshistorisch interessierter Bürger, ist auf der Suche nach auf den ersten Blick vielleicht unbedeutenden Filmschnipseln. Und Rolf Armbruster ist Mitglied dieser Gruppe. Der Grund für die Suche ist simpel: „Wir wollen das für Degerloch erhalten.“

Die Voraussetzung ist freilich, dass die Degerlocher ihre alten Filmaufnahmen zur Verfügung stellen. Eine Fahrt mit der Zahnradbahn könnte genauso interessant sein wie Aufnahmen von Gebäuden, Festen oder der Weinlese. Privates aus dem heimischen Wohnzimmer indes wäre für die Öffentlichkeit weniger spannend. „Der Traum wäre natürlich Filmmaterial vom Bau des Fernsehturms“, sagt Armbruster. „Ein Degerlocher, Gustav Epple, hat ihn gebaut.“ Und auch Fritz Leonhardt, den Ingenieur der Betonnadel, verband einiges mit dem Ort. Sein erstes Stuttgarter Büro hatte er an der Laustraße im benachbarten Sonnenberg eingerichtet.

„Wir wollen das Material sammeln und es immer mal wieder zeigen“

Wer entsprechendes Filmmaterial besitzt, kann es der Geschichtswerkstatt überlassen (siehe Kasten). Die Ortshistoriker arbeiten dafür mit dem Haus des Dokumentarfilms zusammen. An zwei Terminen Ende Juni werden Mitarbeiter im Gemeinderaum der Haigstkirche vorbeischauen und verschiedene Projektoren und andere Technik wie Handumroller und Lichtpulte aufbauen. Gäste sind willkommen, nicht nur ihre eigenen Filme vorbeizubringen, sondern auch zuzugucken.

„Wir erwarten das klassische Amateurformat“, sagt Anna Leippe, die im Haus des Dokumentarfilms für die Konservierung alter Filme zuständig ist. Mit klassischen Formaten meint sie Normal 8 und Super 8. „Wir werden die Geräte bedienen und das Material anschauen“, sagt Leippe. „Für 35 Millimeter und 16 Millimeter haben wir spezielle Schneidetische“, erklärt sie. Weil diese Formate aber eher von Profis verwendet wurden, bringt Leippe die Geräte nicht mit. Stattdessen würde sie das Filmmaterial in ihrem Büro sichten.

Auch zerkratzte, farbstichige oder ausgerissene Bänder stellen Leippe nicht vor Probleme. „Das gehört zu unserer täglichen Arbeit“, sagt sie. Die Filme wird sie digitalisieren und auf eine DVD brennen; das Originalmaterial erhalten die Privatleute wieder zurück.

Sowohl das Haus des Dokumentarfilms als auch die Geschichtswerkstatt werden künftig die Rechte an den Filmen besitzen. „Wir wollen das Material sammeln und es immer mal wieder zeigen“, sagt Armbruster. Mit etwas Zeit und Arbeit könnten daraus Beiträge entstehen, „die wir eventuell in Schulen aufführen könnten“.

ALTE BÄNDER FÜR DIE ZUKUNFT SICHERN

Filme
Die Degerlocher Geschichtswerkstatt sucht nach privatem Filmmaterial der Degerlocher, um daraus ein Archiv zu erstellen. Zusammen mit den Mitarbeitern des Hauses des Dokumentarfilms soll das Material gesichtet und erhaltenswerte Schnipsel digitalisiert werden.

Termine
An dem Donnerstag, 27. Juni, und Freitag, 28. Juni, können Bürger ihre Filme zwischen 14 und 17 Uhr vorbeibringen. Ort ist der Gemeinderaum der Haigstkirche an der Alten Weinsteige 103. Die Filme werden gleich angeschaut, die Technik ist vorhanden. Wer an diesen Terminen keine Zeit hat, kann die Bänder jederzeit im Architekturbüro Armbruster, Gomaringer Straße 14, vorbeibringen.

Formate
Neben Normal 8 und Super 8 können 35mm- und 16mm-Bänder abgegeben werden. Auch Videokassetten sind willkommen.