Die Stiftung, die das historische Gebäude im Ramsbachtal gekauft hat, will es sanieren – nur wie, ist noch offen.

Degerloch - Über das zusätzliche Stockwerk, das der Architekt auf das bestehende Gebäude bauen will, gingen die Meinungen erheblich auseinander. Um zu verdeutlichen, dass es sich um eine Ergänzung handelt, die mit dem historischen Backsteingebäude nichts zu tun hat, soll es aus matt-silber glänzendem Metall konstruiert sein und sich so optisch vom Restgebäude abheben. Das gefiel nicht jedem am Dienstag in der Sitzung des Degerlocher Bezirksbeirats. Zum ersten Mal war ein Vertreter der Hans-Henssler-Stiftung, die das Alte Gaswerk im Jahr 2012 gekauft hat, zu den Lokalpolitikern gekommen, um sich und das Vorhaben vorzustellen. Das marode Gebäude an der Roßhaustraße 63 soll saniert werden. Vor allem aber soll sein historischer Charakter erhalten bleiben.

 

Genau darum war in der Vergangenheit ein Streit entbrannt, als 2009 bekannt wurde, dass die Stadt die Immobilie verkaufen will (siehe Kasten). Geschichtsbewusste Degerlocher befürchteten, das Gebäude würde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dazu wird es nicht kommen. „Wir fühlen uns dem Denkmalschutz verpflichtet“, sagte Rolf Reinhardt, der Vorsitzende der Stiftung. Rund die Hälfte der Stiftungsmittel würden für diesen Zweck verwendet. Daher gebe es auch eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt. So wurde im vergangenen Jahr das Reiterstandbild von König Wilhelm I. vor dem Kursaal in Bad Cannstatt mit dem Geld der Stiftung saniert.

Nach dem Stand der derzeitigen Pläne soll das Alte Gaswerk in zwei Bauabschnitten saniert werden, der flache Teil des Gebäudes soll ein zusätzliches Stockwerk für mehr Wohnungen erhalten. Die derzeitigen Mieter müssten dafür wohl innerhalb des Hauses umziehen. Die Mieten sollen nicht wesentlich erhöht werden. Neue Mieter müssten jedoch die marktüblichen Preise zahlen. „Die eine Hälfte der Wohnungen subventioniert die andere“, sagte Rolf Reinhardt.

„Wir stehen zu der umfassenden Sanierung“

Eine Bauvoranfrage habe ergeben, dass die Veränderungen den gesetzlichen Rahmen nicht überschreiten würden. Die Pläne könnten sich aber noch ändern. „Wir haben keinen Überblick über die Kosten“, sagte Reinhardt. Der Boden des Alten Gaswerks ist belastet. Und wie sich der Zustand des Gebäudes unter dem Putz darstellt, sei offen. „Unter Umständen wird das Projekt etwas kleiner.“ Eines sei aber klar: „Wir stehen zu der umfassenden Sanierung. Wir lassen das Gebäude nicht verlottern.“

Das honorierten die Bezirksbeiräte zwar, hielten sich aber dennoch nicht mit Kritik zurück. „Die Dachform und das verwendete Material ist ein Schlag aufs Auge“, sagte der FDP-Politiker Peter Hönig. Die Forderung des Bezirksbeirats sei es stets gewesen, das äußere Erscheinungsbild zu erhalten. „Ich bin ein bisschen enttäuscht“, sagte Klaus-Dieter Kadner von der SPD. Er empfand den metallenen Aufbau als Fremdkörper. Zudem hatte er sich detaillierteres Zahlenmaterial gewünscht und er befürchtete eine „Mieterhöhung durch die Hintertür“. „Wenn die eine Hälfte der Mieter die andere subventioniert, stellt sich mir die Frage, ob das harmonisch ablaufen kann“, sagte der Grüne Andreas Schmitt.