Porträt der Woche: Rolf Armbruster hat seine Ehrenämter niedergelegt – weil er musste.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - An 2012 erinnert sich Rolf Armbruster überhaupt nicht gern. „Es war privat ein sehr schweres Jahr“, sagt er. Seine Augen, die plötzlich ganz traurig aussehen, unterstreichen diesen Satz. Rolf Armbruster möchte das, was ihn vergangenes Jahr so sehr umgetrieben hat, nicht im Detail in der Zeitung lesen. Aber er muss das Thema zumindest anreißen, weil es die Erklärung ist. Die Erklärung dafür, warum der 52-jährige Degerlocher in seinem Leben vor Kurzem einiges umgekrempelt hat.

 

Rolf Armbruster ist neuerdings nicht mehr der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) Degerloch, und sein Amt als Vertreter der CDU im Bezirksbeirat hat er ebenfalls aufgegeben. GHV-Chef war er zwölf, im Bezirksbeirat sogar 23 Jahre lang. An dem Wochenende, als er den Rückzug beschlossen hat, „ging es mir ziemlich schlecht“, sagt er. Kein Wunder, Rolf Armbruster ist ein Macher, einer, der überall mitmischt. Und genau da lag eines seiner Probleme.

Der selbstständige Architekt ist an seine persönlichen Grenzen gestoßen. Er erzählt, wie er sich schon morgens nach dem Aufstehen kraftlos und ausgezehrt gefühlt hatte. „Ich kam mit meinen Terminen und Aufträgen nicht mehr hinterher“, sagt er. Tagsüber rödelte er in seinem Architekturbüro, die Abende waren in der Regel gespickt mit Terminen und Verpflichtungen aus seinen Ehrenämtern. Dazu zählen neben dem GHV und dem Bezirksbeirat noch die CDU, die Werbegemeinschaft, der Handwerkerstammtisch und die Wirtschaftsförderung.

Horoskope sind nur Zeitvertrieb

„Man ist nur noch wie ein getriebener Hund durchs Leben gegangen“, sagt er. „Ich habe mir immer gesagt: Man sollte noch dieses tun, man sollte noch jenes tun. Und dieser man war immer ich.“ Die Entscheidung, kürzer zu treten, war zwar im ersten Moment eine schwere. Doch inzwischen spüre er den Auftrieb, sagt Rolf Armbruster. „Es hat mich beflügelt.“

In den nächsten Wochen und Monaten will er „erstmal abtauchen“, wie er sagt. Das ist wahrscheinlich vor allem Selbstschutz. Seinen Ausknopf sucht er nämlich noch. Und Rolf Armbruster wäre nicht Rolf Armbruster, wenn er jetzt plötzlich die Beine hochlegt. In seinem Garten im Ramsbachtal hat er sich zwar ein Paradies erschaffen, aber Müßiggang ist mitnichten angesagt. Wenn er dort mit seiner Frau seine Freizeit verbringt, wird gewerkelt. Sie kümmert sich um die Blumen, er sägt, hämmert und tut. In der Vergangenheit habe er sich zum Beispiel Solarstrom und eine Brunnenpumpe fürs Grundwasser installiert, einen Gartenteich angelegt und am Häuschen gebastelt.

Dass er oft so rastlos ist, schiebt Rolf Armbruster auf sein Sternzeichen. Er ist Zwilling. Wer ihn nicht gut kennt, ist vermutlich bass erstaunt, dass der 52-Jährige etwas für Astrologie übrig hat. „Ich bin grundsätzlich allen Dingen gegenüber aufgeschlossen“, sagt er. „Bei sehr, sehr vielen Menschen passt es mit dem Sternzeichen“, sagt er. Auf die Horoskope in Zeitschriften gibt er allerdings nichts, die liest er höchstens zum Zeitvertreib.

„Es hat oft Schläge getan zwischen mir und meinem Vater“

Die Geschichte von Rolf Armbruster ist verquickt mit der Geschichte seines Vaters. Die beiden sind eng miteinander verbandelt: Der Junior hat das Architekturbüro des Seniors übernommen, sie leben unter einem Dach – und sie tragen denselben Vor- und Nachnamen. Dass all diese Gemeinsamkeiten nicht nur Harmonie mit sich bringen, liegt auf der Hand. „Es hat oft Schläge getan zwischen mir und meinem Vater“, sagt Rolf Armbruster. „Beruflich bin ich schnell aus seinem Schatten getreten“, gerumpelt hat es trotzdem.

Bei allen Reibereien – wenn es hart auf hart kommt, passt kein Blatt Papier zwischen den Junior und den Senior. So wie zum Beispiel im vergangenen Jahr. Dem Jahr, an das sich der 52-jährige Rolf Armbruster überhaupt nicht gern erinnert.