Der frühere Amtsleiter Werner Koch stellt sein Buch über prominente Gräber auf Stuttgarts Friedhöfen vor.

Stuttgart-Degerloch - Werner Koch war ein außergewöhnlich geachteter und beliebter Amtschef. Ein Vierteljahrhundert lang, bis vor zwei Jahren, war er als Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes für Stuttgarts Grünflächen und Forste verantwortlich. Nach der Pensionierung hat der gelernte und studierte Gärtner einen Teil seines Feldes weiter bestellt. Vor Kurzem stellte er im Degerlocher Rathaussaal erstmals mit einer Lesung sein Buch vor, den „Stuttgarter Friedhofsführer“, einen „Wegweiser zu Gräbern bekannter Persönlichkeiten“.

 

Für Koch sind Friedhöfe „mehr als nur ein Ort der Toten“. Sie sind wichtige innerstädtische Grünflächen für Ruhe, Erholung und stille Einkehr, als Ensemble und in vielen einzelnen Grabmälern Kulturdenkmale, dazu vor allem auch soziale Treffpunkte gerade für ältere Menschen. Nicht zuletzt aber sind sie auch „ein wichtiges historisches Gedächtnis der Stadt“. Die Notwendigkeit eines solchen Führers war Koch auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof klar geworden. Der Verlag hatte knapp hundert Persönlichkeiten vorgeschlagen, mehr als doppelt so viele sind es geworden. Aber längst nicht alle bekannten oder teuren Toten konnten aufgenommen werden.

Degerlocher Waldfriedhof ist Lieblingsfriedhof

Der Degerlocher Waldfriedhof mit seiner Bepflanzung von vielen Rhododendren und Azaleen ist der Lieblingsfriedhof des früheren Amtsleiters. Noch vor dem Hauptfriedhof in Cannstatt-Muckensturm sowie dem Pragfriedhof zählt der Waldfriedhof zu den drei größten in Stuttgart – und ist entsprechend unübersichtlich. Werner Koch vergaß aber auch nicht die Grablegen in den Kirchen und die historischen Friedhöfe wie den Hoppenlau- den Cannstatter Uff-Kirchhof- oder den Fangelsbachfriedhof im Süden zu erwähnen oder die landeseigenen Ruhestätten von Hohenheim und auf der Solitude mit dem Grab der Ballett-Legende John Cranko.

In Degerlochs Nachbarbezirken ruhen beispielsweise Anna Haag in Birkach oder Hanns Martin Schleyer auf dem Sillenbucher Ostfilderfriedhof. Die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Enßlin und Jan-Carl Raspe konnten durch ein Machtwort Manfred Rommels auf dem Dornhaldenfriedhof bestattet werden, wo auch der Philosoph Max Bense ruht. Die Gräber des Intendanten Erich Schäfer, des Eiskunstläufers Heiko Fischer oder des Jazz-Bigbandleaders Erich Lehn finden sich auf dem Neuen Degerlocher Friedhof.

Soldatengräber für 1300 Gefallene des Ersten Weltkriegs

Der Waldfriedhof wurde 1914 eröffnet und durch die Standseilbahn mit dem Tal verbunden. Soldatengräber für 1300 Gefallene des Ersten Weltkriegs sind dort und die einheitlichen Ruhestätten für 482 Tote der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Politiker wie Theodor Heuss und dessen Frau, Walter Hallstein oder Ministerpräsident Gebhard Müller, die Oberbürgermeister Lautenschlager und Klett, aber auch ihr Nazi-Vorgänger Strölin liegen dort; Künstler wie Adolf Hölzel, Willi Baumeister, Ida Kerkovius und Otto Herbert Hajek; Industrielle wie Bosch, Breuninger und Bauknecht; die Baumeister Bonatz, Eisenlohr und Fritz Leonhardt; Sänger wie Windgassen oder Willtrisch, der Klimbim-Regisseur Michael Pfleghar. Zufällig entdeckt hat Werner Koch das Grab von Rainer Günzler, Autotester und Sportjournalist.

Für die zweite Auflage von Werner Kochs Friedhofsführer mit praktischen Karten, Plänen und Verkehrsverbindungen regten die aufmerksamen Degerlocher Zuhörer auch die Aufnahme etwa von Gustav Epple, Helene Pfleiderer oder Wilhelm Bleyle an. Vielleicht lässt sich so etwas mit ergänzenden Listen machen.