In ihren Osterferien haben Kinder im Haus des Waldes dem Märchenerzähler Markus Herzig gelauscht – und das Gehörte gleich in die Tat umgesetzt.

Degerloch - Ein Kloß springt aus dem Kochtopf und bahnt sich seinen Weg von der Küche in den Wald und an allen möglichen Feinden vorbei, die ihn fressen wollen: an dem Ehepaar, das ihn gekocht hat, und an verschiedenen sprechenden Tieren. Jedes Mal kann er entwischen, bis ihn schlussendlich ein Fuchs überlistet und frisst. Moment! Ein Kloß, der ein Eigenleben führt? Tiere, die sprechen? Wer sich jetzt fragt: Wo gibt es denn so was? Natürlich im Märchen.

 

Markus Herzig sitzt mit einer Gruppe von Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren im Kreis und erzählt leidenschaftlich das russische Märchen vom Kloß. Die Kinder kennen die Geschichte schon. Nach dem ersten Zuhören hatten sie Bilder zu einzelnen Szenen der Geschichte gemalt und wenn jetzt beim zweiten Erzählen ihr Teil drankommt, heben sie das Bild hoch. Und beim Lied, das der Kloß in der Geschichte singt, stimmen dann alle mit ein. Die Kinder können es schon auswendig.

Herzig ist Märchenerzähler und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Haus des Waldes. Zwei Tage lang versorgt er Kinderohren mit Geschichten. Anlass sind die Märchenhaften Waldtage in den Osterferien. „Wir haben bei dem Programm bewusst auf Märchen gesetzt“, erklärt Christian Heß vom Haus des Waldes. Sie hätten schon so viele Angebote, bei denen gebastelt wird, sagt er und scherzt: „Und schließlich spielen die meisten Märchen im Wald.“ 2012 jährte sich die Veröffentlichung der Grimmschen Märchen zum 200. Mal. Nachdem das Haus deswegen im vergangenen Jahr schon den Schwerpunkt seiner Angebote auf Märchen gesetzt hatte, und das laut Heß sehr gut ankam, bietet es dieses Jahr weitere Programme zu dem Thema an.

Alle Märchen haben eine Verbindung zum Wald

Der Tag voller Märchen beginnt für die Kinder an der Stadtbahn-Haltestelle Waldau. Dort holt Herzig sie ab und erzählt ihnen schon auf dem Weg in den Wald Märchen zu allen möglichen Pflanzen und Gegenständen. Dabei werden aus Baumstämmen schon mal Holzfäller – mit einer ganz eigenen Geschichte.

Die Gemeinsamkeit aller erzählten Märchen ist ihre Verbindung zum Wald. Darauf baut der Tag auf. Nach der Geschichte vom Kloß, den der Fuchs am Ende doch noch gefressen hat, spielen die Kinder passend dazu das Kinderspiel „Der Fuchs geht rum“. Dabei bildet die Gruppe einen großen Kreis. Eines der Kinder, der Fuchs, läuft um den Kreis, an den Rücken der Sitzenden vorbei und lässt hinter einem von ihnen einen Gegenstand fallen. Bemerkt der Ausgewählte das, muss er den Gegenstand nehmen und versuchen den Fuchs einzuholen, bevor dieser einmal den Kreis umrundet hat und den leeren Platz einnehmen kann. Gelingt das nicht, wird der Jäger selbst zum neuen Fuchs.

Nach dem Spiel grillen die Kinder am Lagerfeuer, während Herzig eine weitere Geschichte erzählt. Das Feuer haben sie selbst gemacht. Dafür haben sie zwei spezielle Metallteile aneinandergehauen, bis diese Funken schlugen und ein Stückchen Watte Feuer fing. Es gibt Hirsebrei mit Marmelade und Stockbrot, das über den Flammen gebacken wird. Am Vortag gab es Calzone. Die zusammengeklappte Pizza konnten die Mädchen und Jungs selbst machen. Sie haben den Teig geknetet und das Gemüse geschnippelt.

Geringe Nachfrage aufgrund des schlechten Wetters

Nach dem Essen geht es weiter in den Wald. Die Kinder bauen ein provisorisches Häuschen aus Stöcken und Seilen. Natürlich wird auch der Hausbau von einem passenden Märchen begleitet.

Ursprünglich war das Angebot auf vier Tage angelegt, doch die Nachfrage war zu gering, so wurde es auf zwei verkürzt. „Das liegt am schlechten Wetter“, meint Christian Heß. Ferienprogramme in wärmeren Monaten seien immer gut besucht. Er kann sich nicht vorstellen, dass das Thema schuld an der geringen Nachfrage ist. „Es findet halt alles draußen statt.“ Eben genau wie in den Märchen.