Degerlocher Erfinder Tüfteln zum Wohl der Bäume

Blähschiefer, Ziegelsand, Pflanzenkohle, Kompost und ein kohlensaures Kalkgestein: Alfred Koppen zeigt die unterschiedlichen Komponenten seiner Erdmischung. Foto: Caroline Holowiecki

Der Klimawandel setzt der Pflanzenwelt zu. Ein Garten- und Landschaftsarchitekt hat eine Erdmischung entwickelt, die dem Grün Linderung bescheren soll. Die Patentanmeldung läuft.

Degerloch - Unseren Bäumen geht es schlecht. Der Klimawandel mit allen seinen Begleiterscheinungen – Trockenheit, Unwetter und eingeschleppte Parasiten – setzt ihnen zu. Mit teils dramatischen Folgen für die Innenstädte. Beispiel Filderstadt: Ganze 70 Bäume sind 2019 im Stadtgebiet gestorben, 15 weitere mussten im Juni 2020 nach einem Gewittersturm gefällt werden. Die Kommunen müssen in ihrem Kampf ums verbliebene Grün immer mehr aufrüsten. In Stuttgart etwa wurde 2020 ein teurer neuer Gießmaschinen-Fuhrpark angeschafft, um die etwa 180 000 Bäume im Stadtgebiet effektiver bewässern zu können. Das Personal wurde aufgestockt, und auch Standortverbesserungen wurden und werden vorgenommen, um den gestressten Pflanzen irgendwie Linderung zu verschaffen.

 

Alfred Koppen hat sich seinerseits Gedanken um diese Probleme gemacht. Der 67-jährige Degerlocher ist freier Garten- und Landschaftsarchitekt und Sachverständiger in diesem Bereich, und er ist Tüftler. Vor einigen Jahren hat er damit begonnen, an einer eigenen Erdmischung zu arbeiten. Ausgangspunkt seiner Recherche war eine Beauftragung durch die Stadt Stuttgart gewesen. Die Aufgabe seinerzeit: eine besonders belastbare Rasenfläche auf einem Sportareal.

Die Inhaltsstoffe sind regional verfügbar

Herausgekommen ist ein mineralisches Vegetationssubstrat, das, so erklärt es Alfred Koppen, aus natürlichen Rohstoffen besteht und ein nachhaltiges Pflanzenwachstum ermöglicht. Was ist drin? Blähschiefer, Ziegelsand, Pflanzenkohle, Kompost und – das ist quasi die Erfolgszutat – ein kohlensaures Kalkgestein. Dieses Nebenprodukt aus der Steinbruchverarbeitung habe die Eigenschaft, immer wieder Nährstoffe abzugeben, je weiter es auseinanderfällt. „Das ist, wie wenn Sie jede Woche Ihre Vitamintablette nehmen“, sagt er. Scherzhaft spricht er vom „Brot für die Bäume“.

Der Mix hat laut Alfred Koppen aber noch weitere Vorteile. Die Wasserspeicherkapazität sei besonders hoch, ebenso das Luftporenvolumen. Die Komponenten seien regional verfügbar, und zu guter Letzt sei die CO2-Bilanz der Mischung nahezu neutral.

Seine Produktentwicklung nennt er „Klimaangepasstes Erdgemisch für Pflanzen im urbanen Bereich“. Die sechs Substratvarianten für Bäume, Rasenflächen, Dachgärten oder Pflanzgefäße habe er bei verschiedenen Bauvorhaben bereits erfolgreich erprobt – bei großen Projekten in Weilimdorf und Ditzingen, aber auch auf dem heimischen Balkon. „Inzwischen wurde die Eignung der Substrate durch labortechnische Prüfungen bestätigt“, betont Alfred Koppen. Ein Patent für seine Erfindung hat er beantragt, eine eigene Vertriebsgesellschaft befindet sich im Aufbau, um die Produkte künftig sowohl für den Profi- als auch Privatbereich zur Verfügung zu stellen.

Investition in die Zukunft des Planeten

Warum er das alles tut? Freilich sei es eine Geschäftsidee, aber Alfred Koppen spricht auch von Idealismus. „Das ist mein Beitrag, den ich hinterlassen möchte“, sagt er. Der Mann mit dem grünen Daumen ist im Gebiet des Naturparks Schönbuch groß geworden. „Ich bin in einer intakten Naturwelt aufgewachsen, das hat mich sehr geprägt.“ Die aktuellen und auch die künftigen Probleme erforderten, sich Gedanken zu machen. So spricht Alfred Koppen etwa vom Thema Wasserknappheit. „Jede Kleinigkeit, die Wasser speichert, ist von Vorteil“, stellt er klar. Der Degerlocher betont: „Ich arbeite für die Zukunft.“

Weitere Themen