Eine Delegation von Naturvölkern aus dem peruanischen Amazonasgebiet ist zu Gast im Schwäbisch-Fränkischen Wald gewesen. Zwei engagierte Frauen fordern Solidarität im Kampf um ihre Rechte.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Althütte - Der Wald ist unser Leben“, sagt Jhenny Yvonne Munoz Hilares. „Er ist unsere Apotheke und unser Supermarkt, er bietet uns Heilpflanzen, Früchte und Fleisch.“ Doch der Regenwald und mit ihm die indigenen Völker im Amazonasgebiet von Peru sind bedroht.

 

Ausbeutung durch internationale Konzerne

Jhenny Yvonne Munoz Hilares ist die stellvertretende Landrätin im District Rio Negro. Zusammen mit anderen Vertretern vom Volk der Asháninka und Yánesha ist die engagierte Frau zu Gast im Schwäbisch-Fränkischen Wald gewesen. Um „von Ihnen zu lernen, wie Sie Ihren Wald schützen“, wie sie sagt – aber insbesondere auch, um Menschen aus anderen Kulturkreisen auf die existenzbedrohenden Probleme hinzuweisen, die durch die Ausbeutung der Natur in ihrer Heimat entstehen. „Unsere Regierung hat Verträge mit internationalen Konzernen gemacht, die unsere Wälder abholzen, unseren Boden plündern und so unsere Lebensgrundlage zerstören“, sagt die Aktivistin am Montagnachmittag bei einem Gespräch im Ratssaal der Gemeinde Althütte. Dieses bildete den Abschluss eines fünftägigen Infoprogramms im Rahmen des Projekts „The future we want“ – die Zukunft, die wir wollen – bildete.

Auch Teresita Irene Antazu Lopez prangert die eigene „korrupte Regierung“ an. Ihrer Meinung nach hat die Misere, in die sie ihr Volk, die Yánesha, gestürzt sieht, allerdings schon viel früher begonnen. Die „Zivilisation“ habe den Respekt vor der Natur verdrängt. Die „große Spiritualität“ ihres Volkes, die Ehrfurcht vor Mutter Erde, Vater Sonne, den Brüdern und Schwestern Bäume und Wind gehe verloren. Die Schulen unterrichteten nicht, wie man die Natur und den Wald schützt. „Die Männer vergessen, wie man Kanus baut und fischt, die Frauen können nicht mehr stricken.“

Schutz des Regenwaldes nur auf dem Papier

Zwar seien Teile des Regenwaldes durch internationale Abkommen und Gesetze mittlerweile unter Schutz gestellt worden, doch dieser Schutz gelte meist nur auf dem Papier. „Die Konzerne hinterlassen verbrannte Erde, um sich Tropenholz, Bodenschätze, Mineral- oder Palmöl anzueignen, und unsere Regierung macht die Augen zu“, sagt Antazu Lopez. Einige Völker seien in ihrer Verzweiflung sogar dazu übergegangen, ihre Territorien mit Pfeil und Bogen zu bewachen. „Unser Wunsch ist, dass Ihr uns solidarisch im Kampf um unsere Rechte unterstützt“, sagt sie an die Gastgeber aus dem Schwäbischen Wald gewandt.

Die Herausforderungen, denen sich die indigenen Völker ausgesetzt sehen, könnten die westlichen Staaten nicht unbeeindruckt lassen, resümiert der Moderator der Veranstaltung, der Kreisvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Gerhard Strobel. Eine Patentlösung freilich kann auch er nicht anbieten. „Wir können aber viel von ihrer Haltung ihrer Lebensumwelt gegenüber lernen.“

Indigene Völker Perus

Ureinwohner
In Peru leben knapp 1800 indigene Gemeinschaften, die größten Völker sind die im Hochland lebenden Aymara und Quechua. Im Amazonasgebiet gibt es etwa 65 verschiedene indigene Völker mit mehr als 300 000 Menschen. Jedes Volk hat seine eigene Sprache, Tradition, Kultur und Lebensphilosophie.

Asháninka
Das größte Volk im peruanischen Regenwald sind mit rund 80 000 Menschen die Asháninka. Der Begriff bedeutet „Geschwister, Menschen mit gleicher Sprache“.