Drei junge Amerikanerinnen und eine Chinesin hören der Türkin aufmerksam zu. Sie sind Biologie-Studentinnen, die für ein paar Monate nach Istanbul gekommen sind, um an den Studien Akkayas mitzuwirken. Shannon aus Michigan und Heidi aus Missouri geben zu: „Wir wussten nichts über die Türkei.“ Als sie im Juni eintrafen, demonstrierten in Istanbul gerade Tausende von jungen Leuten für die Erhaltung eines Parks. Am Taksim-Platz roch es nach Tränengas. „Verwirrend“ fand Heidi, 22, das alles, aber sie blieb. „Yavas“, sagt sie nun, wenn der Kapitän Ferhat wieder „langsam“ fahren soll, weil sie eine Gruppe Delfine entdeckt hat. Nur 50 Meter weit weg, und sie schwimmen auf das Boot zu. Auf einmal sind sie unter dem Rumpf. Aylin Akkaya hält einen Enterhaken mit einer kleinen Unterwasserkamera in die Tiefe. In fünf Stunden, von sieben Uhr morgens bis 12 Uhr mittags, wird die Mannschaft auf dem Delfinboot an diesem Tag 15 Mal „yavas“ rufen, weil eine Gruppe grauer Rücken in Sichtweite vorbeizieht. Bisweilen nimmt Akkaya Touristen mit auf ihre Touren, um die Bootsfahrten zu finanzieren. Auch Kinder lädt sie immer wieder zum Mitfahren ein. „Wenn wir den Kindern beibringen, wie sie die Natur schützen können, wird die Türkei später in sicheren Händen sein“, sagt die 31-Jährige.

 

Fischer schätzen die Gesellschaft von Delfinen nicht

Zehn Jahre hat sie im Ausland gelebt, in Australien, im Kongo, in Laos. Sie hat Bären beobachtet und Gorillas. Dann fand sie den Mann, den sie heiraten wollte, und kam zurück. „Nun lerne ich von den Delfinen“, sagt die Biologin. Die Tiere gelten als besonders sozial. „Sie schlafen in Gruppen, die Wächter der Gruppe wechseln sich ab.“

Fischer wiederum schätzen die Gesellschaft von Delfinen nicht. Sie sagen, die fangen ihnen die Fische weg. Deshalb redet Akkaya auch mit den Fischern. Nicht alle hören ihr zu. Vor allem nicht die mit den großen Booten und den Schleppnetzen, schon eher die mit den Barkassen. Von diesen Männern hat Akkaya viel erfahren über den Bosporus und seine tückischen Strömungen. „Inzwischen sagen sie mir manchmal auch schon, wenn sie Delfine gesehen haben.“ Das türkische Wort für Delfin ist übrigens „Yunus“. Yunus ist Jonas, der Prophet für Muslime wie für Christen, der vom Wal verschluckt und wieder ausgespuckt wurde. Die Rettung der Delfine am Bosporus indes wird nicht so einfach sein.