Demenz-Stück im JES Stuttgart Die alte Emanze föhnt den Kuchenteig
Helikoptereltern müssen sich nicht sorgen: Das neue Stück über Demenz im Jungen Ensemble Stuttgart überfordert ihre Kinder garantiert nicht.
Helikoptereltern müssen sich nicht sorgen: Das neue Stück über Demenz im Jungen Ensemble Stuttgart überfordert ihre Kinder garantiert nicht.
Stuttgart - Sie haben längst einen Namen: Helikoptereltern. Kindertheater können ein Lied von überbesorgten Eltern singen, die fürchten, ihr Kind könnte Schaden nehmen, wenn es im Theater zu viel über die Realität erfährt. Trotzdem hat sich das Junge Ensemble Stuttgart an ein Thema gewagt, das schwer verdaulich klingt: Demenz. Es ist die Oma des kleinen Balthasars, die immer häufiger die Dinge durcheinander bringt und nun sogar den Kuchenteig föhnt.
„Oma Monika“ nennt sich das neue Stück, bei dem auch im Jungen Ensemble einiges durcheinander gewirbelt wurde. Geschrieben und inszeniert hat es Milan Gather, der eigentlich Schauspieler ist. Dafür steht die Intendantin Brigitte Dethier auf der Bühne und spielt die Oma, die beim Kreuzworträtsel plötzlich nicht mehr weiß, was „Mediziner mit vier Buchstaben“ sein könnte. Halb so wild, singen und auf den Herdplatten trommeln, das kann sie noch hervorragend.
Ein interessantes Thema, wie aber kann man es für Kinder von der dritten Klasse an aufbereiten? Schon das Bühnenbild von Carolin Mittler weist den Weg, dass bei Omi nicht mehr alles stimmt. Da hängt die E-Gitarre am Geweih und wächst die Stehlampe aus der Wand heraus. Auch sonst ist die Oma zu allerhand Unsinn aufgelegt. Dagegen ist dem Autor die Rolle des Enkels etwas zu erwachsen geraten. Er zieht der Oma einen frischen Pulli an, wenn sie gekleckert hat, appelliert ständig an ihre Vernunft – und erklärt immer wieder „Wenn alles wie immer wäre. . .“
Aber leider ist nicht mehr alles wie immer, die Oma taucht ab in die Vergangenheit. So erfährt der Junge, dass sie früher eine bekannte Journalistin und Feministin war. Dahinter steckt viel guter und pädagogischer Wille, trotzdem wirkt „Oma Monika“ etwas hölzern und es gelingt dem Autor nicht, die Figuren glaubhaft auszugestalten und vor allem die besondere Beziehung zwischen Oma und Enkel plastisch werden zu lassen. Das liegt auch daran, dass der Nachwuchsschauspieler Sebastian Kempf diesen Jungen mit so viel Energie und Einsatz spielt, dass für leise Zwischentöne kaum Platz bleibt. Ständig springt er auf, wirbelt über die Bühne und wirkt wie unter Starkstrom. Auch der Inszenierung von Milan Gather sieht man an, dass das Team vor allem möglichst viele originelle Ideen unterbringen wollte – statt sich mit der existenziellen Dimension des Themas und dem Zwischenmenschlichen zu befassen. So werden Drehknöpfe des Küchenherds zu Instrumenten und Vorhangperlen zu Stachelbeeren. Eltern müssen definitiv keine Sorge haben, dass „Oma Monika“ ihre Kinder überfordern könnte.
Oma Monika Weitere Vorstellungen am 1. und vom 15.-19. Dezember.