Demenz-Support Stuttgart Besseres Bauen für Menschen mit Demenz
Die gemeinnützige Organisation Demenz-Support Stuttgart bietet eine Webseite mit einem Katalog an Planungshilfen für entsprechende Einrichtungen an.
Die gemeinnützige Organisation Demenz-Support Stuttgart bietet eine Webseite mit einem Katalog an Planungshilfen für entsprechende Einrichtungen an.
Fröhlicher Gesang ertönt aus dem Aufenthaltsraum. Ein Karnevalslied, textsicher und astrein intoniert: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel …“. „Zum Schunkeln“, sagt die Betreuerin und lacht. Wichtig für das Gemeinschaftsgefühl. Es sind die Bewohnerinnen und Bewohner des Demenzbereichs im Samariterstift in Ostfildern, die hier beisammensitzen. Menschen, die im Fachjargon als „Läufer“ eingestuft werden, wie Hausleiter Michael Hömke erklärt, also Menschen, die weglaufen wollen oder besonders ruhelos sind. Sie brauchen einen geschützten Bereich. Was nicht bedeutet, dass sie gegen versperrte Türen laufen und sich wie Gefangene fühlen müssen, stellt er klar: „Wir haben einen Rundlauf geschaffen, der immer in Ruhezonen mit Sesseln und Sofas endet. Oder sogar mit dem Blick ins Freie und Grüne wie hier auf der kleinen Loggia.“
Doch das Haus, in dem keiner der zwölf Plätze für Demenzkranke länger als drei Tage leer bleibt, ist in die Jahre gekommen, viele Aspekte seien noch nicht ideal gestaltet. Für die anstehende Sanierung sei der Katalog an Planungshilfen, den die Demenz-Support Stuttgart für Pflegeeinrichtungen für Demenzkranke erarbeitet hat, eine perfekte Anleitung.
Demenz-Support ist eine Tochter der Erich-und-Liselotte-Gradmann-Stiftung, die 1991 gegründet wurde. Mit dem Ziel, für hilfsbedürftige ältere Menschen Wohnraum und Betreuung bereitzustellen. Das erste Haus entstand in Stuttgart-Kaltental, Ostfildern ist mit Einrichtungen in jedem Teilort der Stadt optimal versorgt. Auch das Samariterstift gehört der Stiftung, Mieter und Träger ist die Diakonie Württemberg. Demenz-Support, als gemeinnützige Organisation 2002 in Zusammenarbeit mit der Sozialplanung in Baden-Württemberg e. V. gegründet, hat die Aufgabe, die Situation von Menschen mit Demenz zu verbessern. Dafür sammelt und liefert sie neue Erkenntnisse für Wissenschaft und Praxis.
Wie jetzt mit der Planungshilfe, die von der freien Architektin Barbara Benk aus Stuttgart und der Haushaltsökonomin Beate Radzey für eine Webseite erarbeitet wurde (www.dess-planungshilfe.de).
Denn die Zahl der Betroffenen nimmt zu. In Deutschland, weiß Pressesprecherin Marilena Berlan, sind es 1,8 Millionen, 215 000 davon allein in Baden-Württemberg. Ab 85 Jahren trifft es jeden Vierten, ab 90 fast die Hälfte. Für den Erhalt ihrer Lebensqualität in ihrer immer kleiner und enger werdenden Welt müssten besondere Voraussetzungen geschaffen werden.
Das Konzept zeigt vorbildliche Beispiele und geht ins Detail. Mit Stichworten wie Umweltphysiologie und Behaglichkeit, Raumerleben und Zusammenleben, aber auch Projektentwicklung und Gesetze und Auflagen. Und mit Fakten. „Man muss damit arbeiten können“, sagt Christina Kuhn von der Geschäftsführung von Demenz-Support. „Das tun wir auch“, versichert Michael Hömke im Samariterstift und zeigt, was verbessert werden muss: „Die Böden brauchen einen neuen Belag, denn der Linoleumbelag spiegelt das Licht. Das irritiert und birgt für unsere Bewohner mit unsicherem Gang Unfallgefahren.“ Verändert werden müssen auch die Lichtquellen, die bisher Schatten werfen. Eine weitere riskante Irritation.
Die Lösung heißt indirekte Beleuchtung. Türen bekommen Milchglasscheiben, um als Ausgang nicht erkennbar zu sein, ein Liftportal ist mit einer verblüffend täuschenden Büchertapete getarnt. Auf was kommt es noch an? Auf ein Farbkonzept, auf die verbesserte Akustik auf das Wohlfühlraumklima, bei dem auch die Dosierung der Reinigungsmittel eine Rolle spielt. Eine weitere Ruhezone ist geplant, die Brücke zum Nachbarhaus wird zur bepflanzten Terrasse. Damit die Lust am Singen hier nie vergeht.