Stuttgart hat sich am Samstag mal wieder von seiner toleranten und weltoffenen Seite gezeigt. Die Kundgebung „Halt zusammen – Baden-Württemberg gegen Rassismus und Gewalt“ ist genau zur richtigen Zeit gekommen, meint StZ-Redakteurin Viola Volland.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - In den Tagen vor der Großkundgebung gegen Rassismus und Gewalt ist an die Organisatoren tatsächlich die Frage herangetragen worden, wie sie denn jetzt, da die Gewalt von Flüchtlingen Schlagzeilen mache, solch eine Aktion durchziehen können. Die Antwort auf diese Frage haben rund 7000 Menschen am Samstag eindrücklich gegeben. Sie haben jeglicher Gewalt eine Absage erteilt: egal, von wem sie verübt wird. Und sie haben erneut – wie schon fast genau ein Jahr zuvor bei der Anti-Pegida-Kundgebung – ein klares Signal gegen Rassismus ausgesendet. Das ist in der derzeitigen Situation wohltuend.

 

Und es ist wichtig in einer Zeit, in der fremdenfeindliche Taten in Deutschland und auch im Land Baden-Württemberg in erschreckendem Maße zugenommen haben. Das war der traurige Anlass gewesen, überhaupt landesweit zu dieser Kundgebung aufzurufen. Momentan deutet leider nichts darauf hin, dass 2016 in dieser Hinsicht ein besseres Jahr werden könnte.

Niemand darf unter Generalverdacht gestellt werden

Wie enthemmt die Debatte über Flüchtlinge seit der Silvesternacht geführt wird, ist beunruhigend. Auf der Kundgebung haben die Redner hierzu klar Stellung bezogen. Nicht nur Frauenrechtlerinnen wie Manuela Rukavina sind verwundert, wer sich plötzlich alles berufen fühlt, gegen Sexismus zu Felde zu ziehen und was dabei alles in einen Topf geworden wird. Sie fühlt sich instrumentalisiert und hat sich dagegen wortgewaltig auf der Bühne gewehrt.

Das heißt nicht, dass man straffällig gewordenen Flüchtlingen mit Milde begegnen sollte. Natürlich müssen sie schnell zur Rechenschaft gezogen werden. Das hat am Samstag aber auch niemand bestritten. Die Gewerkschafterin Gabriele Frenzer-Wolf hat es in ihrer Rede richtig formuliert, als sie etwas eigentlich ganz Selbstverständliches sagte: Es gelte zu analysieren und nicht zu pauschalisieren. Genau: Probleme müssen offen benannt werden. Doch man darf niemanden in unserer Gesellschaft unter Generalverdacht stellen.