Eine Demo von „Fridays for Future“ lockt in Ludwigsburg nur rund 100 Teilnehmer an. Ist Klimaschutz von anderen Themen verdrängt worden?
An Freitagen vor der Corona-Pandemie nahmen in Ludwigsburg schon mal 800 bis 1000 Leute an den Demos von Fridays for Future teil. Für diesen Freitag hatte die Organisation zum internationalen Klima-Aktionstag am 11. April aufgerufen, allein in Deutschland finden an diesem Tag in rund 50 Städten Kundgebungen statt. Am Umzug in Ludwigsburg vom Akademiehof über den Bahnhof und zurück zum Ausgangspunkt nahmen aber nur 100 Interessierte teil. Ist der Klimaschutz von anderen Themen verdrängt worden?
Es ist etwa 17.15 Uhr – der Demo-Zug hat die viel befahrene Stuttgarter Straße fast hinter sich gelassen. Jens Müller, 57, aus Ludwigsburg spricht über seine Beweggründe, jetzt immer noch für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen. „Wir sehen zum Beispiel Dürren in Afrika, der Nahrungsanbau dort wird immer schwieriger.“ Müller hält globales Denken für wichtig: „Wir in Deutschland sehen nur ein paar Überschwemmungen und denken, alles sei nicht so schlimm.“
Das Denken in nationalen Egoismen greife um sich, stellt Müller fest. Ob die Leute mit dem Krieg in der Ukraine und Trumps aggressiver Zollpolitik, drohender Wirtschaftsrezession und Arbeitslosigkeit nicht andere Sorgen haben? Jens Müller geht es um eine grundlegende ökologische Verhaltensänderung: „Wir denken, dass uns alles zusteht und dass man uns etwas wegnehmen will.“ Dabei lebten die Menschen in den reichen Industrienationen schon seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse.
Trump und das Fracking-Gas ist bei der Kundgebung Thema
Trump und seine unverhohlenen Deals zugunsten von US-Unternehmen, die Fracking-Gas nach Europa ausliefern wollen, sind Thema. „Diese Importe machen uns abhängig von anderen Nationen“, ruft der 26-jährige Tom, einer der Fridays-for-Future-Aktivisten, wenig später bei der Kundgebung am Bahnhof.
„Wir wollen kein Fracking-Gas“, sagt ein anderer Demonstrant. Unzufriedenheit mit dem Koalitionsvertrag von CDU und SPD treibe ihn auf die Straße. Er vermute, dass der Wirtschaft verstärkt Hintertüren für ein „Weiter so“ offengehalten werden. „Die Koalition nimmt den Klimaschutz nicht so ernst.“
Es gibt auch gute Nachrichten zum Klimaschutz
Der Umzug bewegt sich weiter. „Eins, zwei, drei und vier – Umweltschutz, das wollen wir“, skandieren einige der vorwiegend jüngeren Teilnehmer. „Fünf, sechs, sieben und acht – Kohlebagger werden platt gemacht.“
Daniel, einer der Redner, hatte zu Beginn auch Mut machen wollen und bisher Erreichtes erwähnt: Großbritannien sei aus der Kohleverstromung ausgestiegen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei weltweit rasant wie nie zuvor. Und: „Immer mehr Städte werden autofrei, grüner und lebenswerter.“ Trotz aller Krisen sei Klimaschutz nicht mehr aus der öffentlichen Debatte wegzudenken.