Aber auch für die Gemeinden ist dies eine beunruhigende Entwicklung. Der Dusslinger Bürgermeister Hölsch bezeichnet die Schule am Ort als einen wichtigen Standortfaktor. „Die Schulen sind uns lieb und teuer“, sagt er. Ein Ort ist attraktiv, wenn er gute Schulen hat, das zieht neue Einwohner an. Mit steigenden Einwohnerzahlen kommt mehr Geld in die Gemeindekasse, in den Ort kann investiert werden. Nun gehört Thomas Hölsch nicht zu jenen Bürgermeistern, die fürchten müssen, dass dieser beschriebene Kreislauf in seiner Gemeinde durchbrochen wird.

 

„Wir haben Glück und ein Schulzentrum oben auf der Insel“, sagt er. „Die Insel“, das ist eine Ansammlung von Schulgebäuden auf dem Hönisch, ziemlich genau zwischen den drei Gemeinden Dusslingen, Nehren und Gomaringen. 1250 Schüler werden dort derzeit in Realschule und Gymnasium unterrichtet.

Gemeinschaftsschulen als Rettungsanker

Dort oben soll nun zudem von dem Schuljahr 2015/16 an eine Gemeinschaftsschule entstehen. Diese neue Schulart ist der Rettungsanker für viele Gemeinden. Wenn sich mehrere von ihnen zusammenschließen, bleiben die Schulwege für die Kinder überschaubar – und die Einwohner im Ort. Die SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid macht verbliebenen Skeptikern Mut: „Jeder Gemeinderat soll sich mal in einer Gemeinschaftsschule umschauen“, empfiehlt sie, die Atmosphäre sei ganz anders als in einer Hauptschule, zum Beispiel gebe es keinen Frontalunterricht. „Das ist in den Köpfen noch nicht immer angekommen“, stellt die Politikerin fest.

Schulamtsleiter Hocker ist überzeugt davon, dass Werkreal- und Realschulen in Gemeinschaftsschulen aufgehen werden. „Bis 2016 werden fast alle Realschulen in Gemeinschaftsschulen umgewandelt sein“, sagt er für den Landkreis Tübingen voraus. In einer veränderten Schullandschaft werde es dann nur noch zwei Säulen geben, die Gemeinschaftsschulen und die Gymnasien. Roland Hocker betont allenthalben, dass „die Gemeinschaftsschule besonders geeignet ist, unterschiedliche Begabungen der Schülerinnen und Schüler zu fördern“.

Und diese Entwicklung werde durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung noch einmal rasant beschleunigt. Laut Hocker erhalten etwa 24 Prozent der Grundschüler eine Werkrealschulempfehlung, aber nur zwölf Prozent folgen dieser, weil sich Eltern für eine andere Schulart entscheiden. Mit dramatischen Folgen für die Schullandschaft: von derzeit 49 Werkrealschulen in den Landkreisen Tübingen und Reutlingen werde bis 2016 wohl nur eine einzige übrig bleiben, prophezeit der Leiter des Schulamts.

„Die Schulen sind uns lieb und teuer“

Aber auch für die Gemeinden ist dies eine beunruhigende Entwicklung. Der Dusslinger Bürgermeister Hölsch bezeichnet die Schule am Ort als einen wichtigen Standortfaktor. „Die Schulen sind uns lieb und teuer“, sagt er. Ein Ort ist attraktiv, wenn er gute Schulen hat, das zieht neue Einwohner an. Mit steigenden Einwohnerzahlen kommt mehr Geld in die Gemeindekasse, in den Ort kann investiert werden. Nun gehört Thomas Hölsch nicht zu jenen Bürgermeistern, die fürchten müssen, dass dieser beschriebene Kreislauf in seiner Gemeinde durchbrochen wird.

„Wir haben Glück und ein Schulzentrum oben auf der Insel“, sagt er. „Die Insel“, das ist eine Ansammlung von Schulgebäuden auf dem Hönisch, ziemlich genau zwischen den drei Gemeinden Dusslingen, Nehren und Gomaringen. 1250 Schüler werden dort derzeit in Realschule und Gymnasium unterrichtet.

Gemeinschaftsschulen als Rettungsanker

Dort oben soll nun zudem von dem Schuljahr 2015/16 an eine Gemeinschaftsschule entstehen. Diese neue Schulart ist der Rettungsanker für viele Gemeinden. Wenn sich mehrere von ihnen zusammenschließen, bleiben die Schulwege für die Kinder überschaubar – und die Einwohner im Ort. Die SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid macht verbliebenen Skeptikern Mut: „Jeder Gemeinderat soll sich mal in einer Gemeinschaftsschule umschauen“, empfiehlt sie, die Atmosphäre sei ganz anders als in einer Hauptschule, zum Beispiel gebe es keinen Frontalunterricht. „Das ist in den Köpfen noch nicht immer angekommen“, stellt die Politikerin fest.

Schulamtsleiter Hocker ist überzeugt davon, dass Werkreal- und Realschulen in Gemeinschaftsschulen aufgehen werden. „Bis 2016 werden fast alle Realschulen in Gemeinschaftsschulen umgewandelt sein“, sagt er für den Landkreis Tübingen voraus. In einer veränderten Schullandschaft werde es dann nur noch zwei Säulen geben, die Gemeinschaftsschulen und die Gymnasien. Roland Hocker betont allenthalben, dass „die Gemeinschaftsschule besonders geeignet ist, unterschiedliche Begabungen der Schülerinnen und Schüler zu fördern“.

Eine Werkrealschule wächst gegen den Trend

Hinter der Flagge der Gemeinschaftsschulen versammeln sich mittlerweile auch viele Bürgermeister. Ob sie vom pädagogischen Konzept überzeugt sind, sei dahingestellt. Aber nur so haben sie die Möglichkeit, Kindern ab der 5. Klasse eine wohnortnahe Schule zu bieten. Das führt zu verschiedensten Kooperationen. So gibt es etwa eine Gemeinschaftschule mit zwei Standorten in zwei Kreisen, einen in Hirrlingen im Kreis Tübingen und einen in Rangendingen im Zollernalbkreis.

Eine Werkrealschule im Hockers Schulbezirk jedoch verzeichnet gegen den Trend steigende Schülerzahlen. Auch da geht es um einen Zusammenschluss, und zwar zwischen Schulen von Römerstein und Hülben im Kreis Reutlingen. „In den neunziger Jahren hatten wir rund 40 Geburten im Jahr, seit einiger Zeit sind es nur noch 22“, berichtet Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser. „Die Kinder füllen keine Hauptschule mehr, und die Grundschule wird bald einzügig sein.“

Hülben kooperiert mit Römerstein

In Hülben hätte weder die bislang eigenständige Werkrealschule noch eine Gemeinschaftsschule eine Zukunft gehabt. „Genau das gleiche Problem hatte das zwölf Kilometer entfernte Römerstein“, erzählt Ganser weiter. Die Alternative, die Schüler ins Tal nach Bad Urach zu schicken, passte vielen Eltern nicht. Die Kinder sollten oben auf der Alb bleiben, war die vorherrschende Meinung, auch im Gemeinderat. Die Lösung: die Werkrealschule Römerstein mit der Außenstelle Hülben. Diese ist so attraktiv, dass sich die Klassen füllen – trotz der nur fünf Kilometer entfernten Realschulkonkurrenz in Bad Urach. Die Jahrgangsklassen fünf, sechs und sieben werden in Hülben unterrichtet, danach fahren die Hülbener Schüler nach Römerstein. Für Siegmund Ganser hängt die Attraktivität der Schule mit dem Engagement von Lehrern, Eltern und Förderverein zusammen, aber auch mit den Angeboten der lokalen Gewerbetreibenden. Schulabgänger finden rasch einen Ausbildungsplatz, die Betriebe sind froh, wenn Schüler von dieser Schule kommen. „Unsere Werkrealschule ist ein Erfolgsmodell, keine Restschule“, hebt Ganser hervor.

Die Kooperation aus der demografisch bedingten Not entstand 2010. „Damals war die Gemeinschaftsschule gar kein Thema“, schaut Ganser zurück. Nun blickt er gespannt nach Stuttgart. Die Frage ist, wie die Landesregierung mit einer erfolgreichen Werkrealschule umgehen wird. Und ob die Werkrealschule überhaupt eine Zukunft hat. „Wir wollen auf jeden Fall einen mittleren Bildungsabschluss auf der Alb erhalten“, lautet das gemeinsame Ziel von Hülben und Römerstein.

Neue Nutzung für die Schulräume

In Dusslingen reibt sich Bürgermeister Hölsch beim Blick aus dem Rathaus die Hände. Er schaut auf eine Baustelle mit mehreren Häusern im Rohbau. „Hundert Menschen werden hier wohnen, der Bahnhof ist ganz nah und das Schulzentrum auf dem Hönisch nicht weit“, sagt er. Um leer stehende Räume im alten Dusslinger Schulgebäude nach Abzug der letzten Werkrealschüler in einigen Jahren macht er sich keine Sorgen. Thomas Hölsch ist sich sicher: „Schülerhort, Ganztageschüler oder Kindergarten – wir werden die Räume bestimmt gut nutzen können.“