Bei einer Kundgebung wird der sofortige Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine und die Aufnahme von Friedensverhandlungen gefordert.

Die Menschen, die sich am Samstagnachmittag am Stauffenberg-Platz direkt beim Alten Schloss mitten in Stuttgart treffen, sind besorgt. Sie lehnen die Lieferung von immer größeren und immer schwereren Waffen an die Ukraine ab, fürchten, dass Deutschland immer tiefer in den Krieg hineingezogen wird, haben Angst vor dem Einsatz von Atomwaffen, sehen Stuttgart als Sitz der Kommandozentralen AFRICOM und EUCOM der US-Streitkräfte als mögliches Ziel. Deswegen fordern sie den sofortigen Stopp der Waffenlieferungen, die Aufnahme von Verhandlungen, um den Krieg zu beenden, auch eine Annäherung an Russland.

 

Warnung vor der Eskalationsspirale

Die Rednerinnen und Redner bei der Kundgebung, zu der die Gesellschaft Kultur des Friedens (GKF) und andere Gruppen aus der Friedensbewegung aufgerufen hatten, waren sich einig: “Panzer bringen keinen Frieden, sie bringen mehr Krieg!” Heike Hänsel von der GKF fragte die mehr als 100 Teilnehmenden: „Wo soll dieser Wahnsinn eigentlich enden?” Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei ein Verbrechen. Aber das Leid der Menschen auf beiden Seiten mit Zehntausenden von Toten und Verletzten und Millionen von Flüchtlingen werde immer größer. „Stoppt die Eskalationsspirale, stoppt die Waffenlieferungen, Verhandlungen jetzt!”, forderte sie.

Waffenlieferungen als falsches Mittel

Dieter Reicherter, ehemaliger Richter am Landgericht und ein Gesicht des S21-Widerstands, bezeichnete die Unterstützung der Ukraine mit Waffen als falsches Mittel. „Die Spirale dreht sich immer schneller und droht die Welt in den Abgrund zu reißen”, sagte er und fragte mit Blick auf den jetzt schon wiederholt von russischer Seite angedrohten Einsatz von Atomwaffen: „Wieso sollte ein in die Enge getriebenes Land vor solchen selbstmörderischen Einsätzen zurückschrecken?” Er selbst könne das Argument, dass in der Ukraine unsere Demokratie verteidigt werden, nicht nachvollziehen. Reicherter forderte die deutschen Politikerinnen und Politiker, die die Lieferung von immer schwereren Waffen befürworten, auf, selbst in der Ukraine zu kämpfen.

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Annette Groth (Die Linke) kritisierte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock scharf. Diese habe „überhaupt keine Ahnung von Diplomatie” und solle sofort zurücktreten. Sie übte auch Kritik an der ihrer Meinung nach völlig einseitigen Berichterstattung der Medien und forderte: „Wir müssen den Faden mit Russland, wo immer es möglich ist, wieder aufnehmen.“

Unterschriftensammlung für Abrüstung

Bei der Kundgebung konnte ein offener Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und den Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper unterschrieben werden, in dem gegen die Stationierung von modernisierten Atomwaffen in Europa protestiert wird. Die Unterzeichner fordern darin unter anderem den Abzug aller US-Atomwaffen aus Deutschland und die Schließung der beiden US-Kommandozentralen in Stuttgart.