Beim Kirchentag fordern Konstantin Wecker und Franz Alt vor den Kelley Baracks in Stuttgart ein Ende von Africom. Das US-Kommando wird von rund 300 Friedensdemonstranten für den Drohnenkrieg in weiten Teilen der Welt verantwortlich gemacht.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Nein, sagt Konstantin Wecker, man habe ihn nicht lange bitten müssen um diesen Auftritt. Er und Henning Zierock seien schließlich schon vor mehr als zehn Jahren zusammen im Irak gewesen – und der Tübinger Friedensaktivist ist schließlich der Kopf hinter der Veranstaltung vor den Kelley Barracks in Stuttgart-Möhringen. „Der Kirchentag hat sich schwer getan mit diesem Thema, da haben wir es selber in die Hand genommen“, sagt Zierock am Samstagabend.

 

„Unglaubliche Gehirnwäsche in den letzten 20 Jahren“

Die Straße von der Landhauskreuzung nach Plieningen ist gesperrt. Zierock, der Vorsitzende der Gesellschaft „Kultur des Friedens“, spricht von einem Lastwagen aus, der quer auf der Straße steht. Dort sitzt später auch Konstantin Wecker. „Empört euch“, gibt er zum Besten. Mit rund 300 Demonstranten ist nicht gerade ein Großaufgebot an Friedensbewegten gekommen, um für eine Schließung des US-Regionalkommandos Africom zu demonstrieren. Das nimmt der Langzeitaktivist in Sachen Friedensbewegung mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. „Es hat in den letzten 20 Jahren eine unglaubliche Gehirnwäsche gegeben“, ist seine Erklärung für den nicht gerade gigantischen Zuspruch. „Alle, die am Krieg verdienen“, seien an dieser Gehirnwäsche beteiligt, ist Konstantin Wecker überzeugt, „und das gipfelt in einem Bundespräsidenten, der erklärt, man müsse kriegsbereiter sein“.

Franz Alt überzieht gnadenlos

Franz Alt, über Jahre hinweg das Gesicht des Politmagazins „Report“, schlendert vor dem Lastwagen in der Sonne. Immer wieder klopfen ihm Menschen auf die Schulter, freuen sich, ihm persönlich sagen zu können, wie sie sein letztes Buch oder eine seiner letzten Reden fanden. Wie Konstantin Wecker ist auch Franz Alt ein Stammgast in diesen Kreisen. Man kennt sich. Acht Minuten hat die Regie dem Journalisten gegeben, um die Zusammenhänge zwischen Rohstoffkriegen und Energiewende, zwischen US-Drohnen und Flüchtlingsströmen zu beleuchten. Das sei kein Problem, bei der Tagesschau sei die Zeit knapper gewesen, kokettiert Alt, bevor er die Bühne betritt – und überzieht dann mindestens so sehr, wie die großen Fernsehunterhalter. Die Menschen vor dem Lastwagen stört das nicht im Geringsten.

Aus den Kelley Barracks kann derweil kein einziger Bewohner die Hauptausfahrt nutzen. Mehrere Redner fordern vor den Toren, Africom zu schließen, weil von dort aus der US-Drohnenkrieg in weiten Teilen der Welt befördert wird. Mit Pace-Fahnen und bunten Bändern marschiert der Tross dann vorbei an der Militärpolizei am Eingang der Kaserne in Richtung Möhringen. Gut seien sie gewesen, sagen die Teilnehmer den beiden Hauptakteuren, und klopfen ihnen anerkennend auf die Schulter.