Gegen den gewaltsamen Polizeieinsatz vor zwei Jahren haben am Samstag mehrere Tausend Stuttgart-21-Gegner demonstriert. Es sei nicht gelungen, die Gegner mut- und mundlos zu machen, sagte der Schauspieler Walter Sittler.

Stuttgart - Zwei Jahre nach dem gewaltsamen Polizeieinsatz im Schlossgarten wollen die Gegner weiterhin Widerstand gegen das milliardenteure Bahnprojekt Stuttgart 21 leisten. Der ehemalige Strafrichter Dieter Reicherter sagte am Samstag vor mehreren Tausend Demonstranten in Stuttgart: „Wir alle lassen uns nicht kleinkriegen.“

 

An der Kundgebung zur Erinnerung an den sogenannten Schwarzen Donnerstag beteiligten sich laut Veranstalter rund 10.000 Teilnehmer, die Polizei schätzte die Zahl lediglich auf 5.000. Am 30. September 2010 hatten rund 800 Polizisten mit Wasserwerfern und Pfefferspray mehrere Tausend Demonstranten aus dem Mittleren Schlossgarten vertrieben. Dabei waren über 130 Menschen verletzt worden, zwei davon schwer. Die Bahn will für rund 4,3 Milliarden Euro bis Ende 2020 den Stuttgarter Kopfbahnhof in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umbauen.

"Schrittmacher in Sachen Demokratie"

Bei der Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossgarten appellierten die Redner, endlich einen Schlussstrich unter das „Milliardengrab“ zu setzen. Reicherter sagte, die Politiker seien den Lügen und Märchen der Bahn gefolgt, ohne diese nachzuprüfen. Der Frankfurter Autor Michael Wilk sah in den Protesten um Stuttgart 21 einen Schrittmacher in Sachen Demokratie. Harsch ging der Schauspieler Walter Sittler mit der Schlichtung unter dem Unionspolitiker Heiner Geißler ins Gericht. „Hier hat sich gezeigt, wie bei S 21 getäuscht wurde“, sagte Sittler.

Gut eine Woche vor dem ersten Wahlgang zu Neubesetzung des Postens des Stuttgarter Oberbürgermeisters gedenken die S-21-Gegner das ganze Wochenende mit Protestmärschen, Veranstaltungen im Schlossgarten und einer Lichterkette der Auseinandersetzungen vor zwei Jahren. Am Montag gibt es eine weitere Demonstration.