Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Schulleiter und Behörden würdigen die Einsatzbereitschaft der Schüler. Vom Zeitpunkt des Protests halten sie jedoch nichts. „Die rechtliche Situation ist eindeutig: Wenn ein Schüler aufgrund der Teilnahme an der Demonstration nicht im Unterricht ist, muss das als unentschuldigtes Fehlen gewertet und festgehalten werden“, kommentiert Hubert Haaga, der leitende Schulamtsdirektor des Schulamtes Ludwigsburg. Das Schulgesetz erlaube keine Schulbefreiungen für Demonstrationen. Die Kollision findet er schade, da er das Engagement der jungen Menschen für den Klimaschutz lobenswert finde und unterstütze. „Es erschließt sich mir aber nicht, warum diese Demonstration unbedingt in der Unterrichtszeit stattfinden muss und nicht im Anschluss daran.“

 

Wer demonstrieren geht, bekommt einen Klassenbuch-Eintrag

Ins gleiche Horn bläst Mathias Hilbert, Direktor des Otto-Hahn-Gymnasiums und geschäftsführender Schulleiter in Ludwigsburg. „Die Schüler haben ein berechtigtes Anliegen, das wir alle mittragen. Die Idee ist gut und richtig, aber der Zeitpunkt ist ein Kardinalfehler“, sagt er. Hilbert findet, die Organisatoren hätten die Schulen mit ins Boot nehmen, „auf die Schulleiter zugehen und vertretbare Lösungen aushandeln können“, etwa einen gemeinsamen Sternmarsch der Schulen oder die Integration des Protests in den Gemeinschaftskundeunterricht.

Schüler, die am Freitagvormittag demonstrieren gehen, werden nun im Klassenbuch als „unentschuldigt fehlend“ eingetragen, sagt Hilbert. Sanktionen wie Nachsitzen oder Arrest gebe es jedoch nicht, erklärt er nach Rücksprache mit dem Juristen des Kultusministeriums. „Wer eine Klassenarbeit versäumt, wird allerdings mit der Note ungenügend bewertet.“

Angst vor Dürren, Ernteausfällen und Überschwemmungen

Markus Moskau schätzt die Schule – er ist selbst Schülersprecher, „ohne Schulbildung wüssten viele von uns überhaupt nicht, was Klimawandel bedeutet“. Den Demo-Termin in der Unterrichtszeit findet er dennoch folgerichtig. „’Fridays for future’ will schließlich signalisieren, dass es keinen Sinn hat, gute Noten zu schreiben, wenn wir in einer Zukunft mit Dürren, Ernteausfällen und Überschwemmungen leben, in denen uns die guten Noten vielleicht gar nichts mehr bringen.“