Zahlreiche Beamte haben am Samstag eine Eskalation zwischen rechten Demonstranten und ihren Gegnern in Fellbach verhindert. Die Polizei war mit einem verstärkten Aufgebot angerückt.

Fellbach - Ein verstärktes Polizeiaufgebot begleitete eine rechte Kundgebung und eine Gegendemonstration am Samstag auf dem Fellbacher Marktplatz. Verletzt wurde, so ein Polizeisprecher, niemand. Die Einsatzkräfte seien im Vergleich zu einer vorangegangenen Demonstration Anfang September deutlich aufgestockt worden. Genaue Zahlen möchte die Polizei aus taktischen Gründen nicht nennen.

 

Es war allerdings eher Glück, dass es bei den Auseinandersetzungen keine Verletzten gab. Einzelne gewaltbereite Teilnehmer aus den Reihen der laut Polizeiangaben etwa 250 bis 300 Gegendemonstranten schreckten nicht davor zurück, Steine, Raketen und Böller zu werfen. Nach Aussagen von Ronald Krötz, einem Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen, sei bei diesem vierten Aufmarsch rechter Demonstranten, deren Zahl mit knapp 30 angegeben wurde – in diesem Jahr in Fellbach ein neuer Tiefpunkt erreicht worden.

Bilanz: „Es gibt sechs Festnahmen und neun Strafanzeigen wegen Körperverletzung“

„Es gab sechs Festnahmen und neun Strafanzeigen wegen Körperverletzung, außerdem wurden neun Personen in Gewahrsam genommen“, zog Krötz eine erste Bilanz. Die Versammlung rund ums Rathaus hatte gegen 14 Uhr begonnen. Dazu wurden auch noch 19 Platzverweise ausgesprochen, und diverse Schäden an den Dienstfahrzeugen registriert: zerkratzter Lack und zerstochene Reifen. Außer den Einsatzkräften – inklusive Beamte auf Pferden und mit Hunden – waren Mitarbeiter des Ordnungsamts im Dienst, und auch der Bauhof war involviert: Die Männer in Orange mussten den Platz rund um den Marktplatz , auf dem die Rechten unter Transparenten mit der Überschrift „Schluss mit Sprengstoffattacken gegen friedliche Demonstranten“ versammelt waren, mit Metallgittern abriegeln.

So gab es zum Ärger zahlreicher Bürger und Busfahrgästen in der Oberen Cannstatter Straße kein Durchkommen. Das Nachsehen hatten auch das Lokal und das Café im Rathaushof: Sie mussten schon den vierten Samstag wegen einer Demo schließen. Die Versammlungsfreiheit garantiert Demonstrationswilligen – egal, ob die Sicherheit gefährdet ist oder nicht – ein öffentliches Auftreten. Sie ist nicht nur ein hohes Gut, sondern war am Samstag auch ein teures Gut: Die Ordnungshüter haben zwar die Kosten noch nicht aufgelistet, aber diese sollen nach ersten Schätzungen im fünfstelligen Bereich liegen.

Es werden auch Videoaufnahmen gemacht

Außerdem wurden Videoaufnahmen gemacht. Wenn diese ausgewertet seien, könne es, so kündigt die Polizei an, zu weiteren Strafanzeigen kommen. Einzelnen Gegendemonstranten ging es offenbar nicht um ein tolerantes und friedliches Miteinander, wie es auf einigen Transparenten zu lesen war. Während der Kundgebung auf dem Marktplatz wurde jeder Krawall gleich im Ansatz mit einer Polizeikette zwischen den Beteiligten unterdrückt, jedoch ging eine Gruppe Heranwachsender auf Polizeipferde los: Mit Krachmachern wollten sie die Tiere in die Flucht treiben. Etwas aus dem Ruder lief die Veranstaltung dann während des – ebenfalls vom Ordnungsamt genehmigten – Marsches der Rechten durch die Stadt. „Keine schönen Szenen“, berichtete Ronald Krötz. Erst kurz vor 18 Uhr war die Demonstration dann beendet.