Ein Killer zerbricht an seinem ersten Mord und eine Ermittlerin hadert mit ihren ermittlungsunwilligen Chefs: Denise Mina schildert in „Blut Salz Wasser“ einmal mehr die Auswüchse einer psychotischen Gesellschaft, meint Lukas Jenkner.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Glasgow - Ian Fraser ist traumatisiert und das aus gutem Grund: Zum ersten Mal in seinem Leben hat er soeben einen Menschen getötet und das mit einem Schlagstock in blutig-brutaler Handarbeit. Nun irrt Fraser durch Helensburgh, einem Örtchen nahe Glasgow und Refugium für Reiche und Touristen, und weiß jetzt schon, dass ihn die Schuldgefühle fertig machen werden.

 

Gleichzeitig ist die Glasgower Kriminalermittlerin Alex Morrow auf der Suche nach einer verschwundenen Geldwäscherin, die sich mit ihrer Familie in Helensburgh niedergelassen hatte und mit einer aufgekauften Firma offensichtlich betrügerischen Schindluder betrieb. Dem Leser schwant bereits, dass Mord und Ermittlung zusammenhängen. Zwar muss zuvor noch eine Leiche aus dem Loch Lomond gezogen werden, doch schließlich kreuzen sich die Wege des verstörten Killers und der tendenziell eher empathielosen Ermittlerin.

Das kriminelle Milieu fest im Griff

Denise Mina hat ihren neuen Krimi vorgelegt, der von der ebenfalls als Krimi-Autorin aktiven Zoë Beck (zuletzt mit dem gelungenen, dsytopischen Thriller „Die Lieferantin“) übersetzt worden ist. „Blut Salz Wasser“ spielt wie gewohnt in Glasgow, und Mina bettet ihre Handlung in den gesellschaftlichen Zeitgeist ein, der vom schottischen Referendum zur Unabhängigkeit von Großbritannien geprägt ist.

In Minas Krimi geht es vor allem um die Gesellschaft einer schottischen Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und im Zweifel auch dessen nicht nur sprichwörtlichen Leichen im Keller. Der Obergangster Mark Barratt hat das kriminelle Milieu von Helensburgh fest im Griff, er ist umgeben von Schergen, Komplizen und Sympathisanten, für die finanzielle Schulden im Zweifel mehr zählen als das Leben einer Frau, die den Gangstern ins Handwerk pfuscht.

Gemengelage aus Gier, Schuld und Verantwortung

Als dann während einer Benefizveranstaltung eine Kneipe niederbrennt und neben dem Wirt dessen Tochter ums Leben kommt, eskaliert die Situation, denn nun wird es jenen, die auf der schmalen Grenze zwischen kriminellem Milieu und bürgerlicher Legalität wandeln, in der alle miteinander auch einmal Fünfe gerade sein lassen, zuviel. Selbst die Polizei betreibt ihr eigenes Spiel und hat bisweilen eher die Geldwäschemillionen als Fahndungsbeute im Visier als die Wahrheit.

Denise Mina schildert die Gemengelage von Gier, Schuld und Verantwortung schnörkellos und straff. Ihr geht es in „Blut Salz Wasser“ nicht in erster Linie um Gerechtigkeit, sondern darum, wie Menschen sich in den sozialen Netzen, in denen sie gefangen sind, verheddern – und auf der Strecke bleiben. Allein der Showdown mutet allzu gestellt und konstruiert an.

Denise Mina: Blut Salz Wasser. Deutsch von Zoë Beck. Argument Verlag Hamburg 2018. Gebunden mit Schutzumschlag, 363 Seiten, 19 Euro.