Bei der Auswahl der Porträtierten hat die fromme Prinzessin wohl auch ihr diplomatisches Geschick bewiesen. Ihr Bruder Herzog Eberhard ist als Juda porträtiert, der mächtigste der israelitischen Stammesfürsten. Das dürfte es ihm leichter gemacht haben, für die Herstellung der Lehrtafel zu zahlen. Antonia hatte nämlich kaum eigenes Einkommen.

 

Die Prinzessin selber ist nicht nur die Braut und die Frau in dem grünen Kleid, sondern auch die schwangere Frau auf der Mondsichel, eine Madonnengestalt, die auf die Offenbarung des Johannes zurückgeht. „In gewisser Weise ist diese Tafel auch eine weibliche Antwort auf die Verschwendungssucht des Hofes. Sie zeigt, wer wirklich wichtig ist“, sagt Eva Schauer. Die Gelehrten – der Seelenadel – sitzen hier, räumlich eindeutig, über dem Geburtsadel.

Wer sich sonst noch auf dem Schrein tummelt, wer zum Beispiel als Vorbild für den Christus-Bräutigam diente oder welche „sehr interessante Dame“ sich hinter Eva mit der Schlange verbirgt, will sie erst bei ihrem Vortrag in Bad Teinach verraten. „Ich werde ein Geheimnis lüften“, verspricht sie – ganz in der Tradition der württembergischen Prinzessin.