Burg Lichtenberg bleibt vorerst im Besitz der Familie. Damit werden Pläne des Kreises durchkreuzt. Der Betrieb soll weiterlaufen wie bisher.

Oberstenfeld - Es wird wohl nichts mit dem Verkauf der Burg Lichtenberg an die bereits gegründete Stiftung gleichen Namens. Das hat der Eigentümer der trutzigen Festung am Bergsporn oberhalb von Oberstenfeld, Dietrich Freiherr von und zu Weiler, zunächst der Gemeinde mitgeteilt. Der Burgherr will lieber mit einem privaten Investor zusammenarbeiten. Der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann hat die Öffentlichkeit jetzt über den überraschenden Schriftwechsel mit adligen 87-Jährigen informiert.

 

Der Rückzieher des Barons überrascht. Markus Kleemann und der Landrat Rainer Haas hatten sich im Januar in Gemeinderat und Kreistag vehement für die Übernahme durch die Stiftung eingesetzt. Sie wollten die Burg erhalten und der Öffentlichkeit besser zugänglich machen. Dabei waren sie davon ausgegangen, dass der betagte Baron in der Familie niemand fände, der das besondere Kulturgut als Eigentümer künftig pflege. So hatte sich Dietrich von und zu Weiler auch selbst geäußert.

Der Rückzieher sorgt für Empörung

Der Rückzieher löste im Oberstenfelder Rat Empörung aus. „Ich finde es schade und enttäuschend“, sagte Markus Kleemann. Die Absicht des Burgherrn, mit einem privaten Investor eine Gesellschaft zu gründen, sei eine „klare Absage an bestehende Absprachen“. Man habe unzählige Gespräche geführt, es gebe nun keine Stiftung. „Nicht mal mehr auf das Wort eines Barons kann man sich verlassen“, sagte Kleemann den Räten – bereits im Herbst habe der Burgherr eine Absichtserklärung unterschrieben, sagte Kleemann, „und vorher gab es davon viele Fassungen“.

Die Oberstenfelder Bürgervertreter fielen aus allen Wolken und reagierten aufgebracht. „Wir sollten ihm eine Rechnung stellen über die Aufwendungen, die wir gehabt haben“, sagte Gert Friedrich von der CDU. Sein Fraktionsvorsitzender Wolfgang Streufert will die Wiese mit Schafstall, welche die Gemeinde als Wert von 125 000  Euro in die Stiftung einbringen wollte, nun nicht mehr hergeben. Bedauern äußerte auch die SPD. „Soll er machen, was er will. Wer ihn kennt, weiß, dass er sich so verhält“, meinte der Fraktionschef Günter Perlinger resigniert. Dass nun auf einmal alles, was vereinbart wurde, umsonst sein soll, verärgerte auch Michael Meder von den Freien Wählern.

Auch die Sparkasse ist bei der Stiftung beteiligt

Geplant war, die Stiftung zunächst mit einem Vermögen von 475 000  Euro auszustatten. Der Landkreis sollte davon 300 000 Euro, die Gemeinde 175 000 Euro zur Verfügung stellen. Darüber hinaus hätte die Stiftung Kunst, Kultur und Bildung der Kreissparkasse Ludwigsburg zwei Millionen Euro eingezahlt.

Und was sagt der Baron selbst zu seinem Sinneswandel? „Wir haben überlegt, dass es besser ist, eine Lösung mit der Familie zu finden“, teilte Dietrich Freiherr von und zu Weiler unserer Zeitung mit. Die Gründung der Stiftung sei aus seiner Sicht „voreilig“ geschehen. Man habe überhaupt nicht viel mit ihm geredet und dann schnell Beschlüsse gefasst und eine Versammlung zur Stiftungsgründung abgehalten. Auf der Burg werde sich nicht viel ändern. „Alles wird so weiterlaufen wie bisher.“ So bleibe die Burg an Sonn- und Feiertagen weiter geöffnet. Die Zusammenarbeit mit den Investor ermögliche den Einsatz von mehr Hilfskräften. Die Erhaltung der Burg sieht der Baron auch ohne die öffentliche Hand gewährleistet. Für die weitere Zukunft könne er sich vorstellen, dass doch jemand aus der Familie die Burg weiterbetreibe.