Denkmal in Stuttgart Der Fernsehturm wird saniert

Der Fernsehturm ist baufällig Foto:  

Auf ein Neues: Vor neun Jahren erst öffnete der Stuttgarter Fernsehturm wieder nach einer langen Sanierung. Nun wird am Stuttgarter Wahrzeichen erneut gebaut. Was bedeutet das?

Der Beton bröckelt. 217 Meter hoch ist der Fernsehturm, dafür braucht es ziemlich viel Stahlbeton. Und weil der nun seit 70 Jahren auf Degerlochs Höhen den Turm zusammenhält, hat der Zahn der Zeit am Beton genagt. Er muss saniert werden.

 

Wann geht es los?

Von Juli an werden die Arbeiten auf Degerlochs Höhen beginnen. Die Besucher werden das merken, denn sie werden abgeschirmt. Die Gebäude rund um den Turm und der Zugang werden überdacht, damit niemandem etwas auf den Kopf falle. Der Turm selbst wird allerdings offen bleiben für Besucher. Da sind ja alle etwas nervös, seit dem Gründonnerstag 2013, als Alt-OB Fritz Kuhn überraschend den Turm schloss, weil der Brandschutz nicht genügeng gewesen sei und es keinen zweiten Rettungsweg gab.

Wer ist zuständig?

2016 wurde der Lulatsch wieder geöffnet fürs Publikum. Nun steht die nächste Sanierung an. Norbert Warth hat eine Berufsbeschreibung, die so lang ist wie der Turm hoch. Was passt, schließlich ist der Hauptabteilungsleiter des Service und Gebäudemanagements des SWR dafür zuständig, dass der Turm in ganzer Pracht erhalten bleibt. Und dies deshalb, weil der Sender, damals noch der SDR, anders als die Stadt an die Idee des Bauingenieurs Fritz Leonhardt glaubte, sich dies 4,2 Millionen Mark kosten ließ. Und nun seit 69 Jahren im Besitz des Stuttgarter Fernsehturmes ist.

Was muss man machen?

Damit das auch noch lange so bleibt, werde der Turm engmaschig überwacht, sagt Warth. Dabei hatte man die Risse entdeckt. „Wind, Sonne, die Temperaturunterschiede“, dazu die Schwingungen und Bewegungen, setzen dem 135 Meter hohen Betonschaft zu. Spannungen entstehen, er reißt. Dadurch könnten Wasser und Kohlendioxid eindringen, den Stahl angreifen und damit letztlich die Stabilität des Turmes gefährden. Also wird man die Risse schließen. Diese wird man nun von Juli an klammern, Industriekletterer werden am Turm arbeiten. „Im November wollen wir mit den Außenarbeiten fertig sein“, sagt Warth. Anschließend will man im Inneren weiterarbeiten.

Was hat man früher getan?

Es ist bei Weitem nicht die erste Sanierung des Turmes. Die jüngste war die bereits angesprochene, als man die Kabel im Schaft mit Mineralwolle umhüllte, eine bis dato niemals ausprobierte Methode des Brandschutzes. Davor war die Gondel auf Vordermann gebracht worden. 1995 hatte man den Innenschaft saniert, mit Stahlklammern und Betonpflastern. Die Sanierung von 1987 kann man noch gut sehen. Die zwei fast 100 Meter langen Risse hat man mit Injektionen behandelt. Die Streifen kann man gut erkennen. Der Denkmalschutz wollte, dass diese nicht überstrichen werden. Bei der jetzigen Sanierung gibt es diese Auflage nicht, also wird der Turm hernach rundum mit einer schützenden Schicht eingepinselt. Und sich pünktlich zum 70-Jahr-Jubiläum rundum strahlend präsentieren.

Wer zahlt?

Die Denkmalstiftung des Landes feierte dieses Jahr schon Geburtstag. und von Jubilar zu Jubilar hatten Ministerin Nicole Razavi, Vorsitzende des Kuratoriums, und Geschäftsführer Stefan Köhler, ein Geschenk mitgebracht: Eine halbe Million Euro. Mit diesem Betrag unterstützt die Stiftung die Sanierung. Insgesamt wird dies 1,5 Millionen Euro kosten. Eine erkleckliche Summe, die die Stiftung in dieser Höhe zuletzt vor fünf Jahren für die Sanierung des Blauen Turmes in Bad Wimpfen ausgeben hatte. Insgesamt schüttet die Stiftung knapp zwei Millionen Euro im Jahr aus, meist in kleinen Beträgen an private Bauherren.

Warum wird saniert?

Doch der erste Fernsehturm der Welt sei ein Leuchtturm der Ingenieurkunst und künde vom Mut der Altvorderen, so lassen sich die Elogen zusammenfassen. Ein technisches Denkmal, das ja auch Weltkulturerbe werden soll. Die Gabe der Stiftung erleichtert auch dem SWR die Sanierung. Denn sowohl Verwaltungsratsvorsitzender Hans-Albert Stechl als auch Verwaltungsdirektor Jan Büttner betonen, dass die Diskussionen um das nötige Geld durchaus ihre Tücken hätten. Der Streit um die Höhe der Gebühren und die Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien macht es nicht einfacher, sich neben dem Programmauftrag auch dem Erhalt des Turmes zu widmen. Stechl: „Der Fernsehturm ist Teil unseres kulturellen Erbes“, dem man sich verpflichtet fühle. Und für viele Stuttgarter ist er ein Stück Heimat. Dabei schimpft man vor 70 Jahren über ein „Schandmal“, bruddelt über gefällte Bäume und prophezeite, der Turm werde umfallen. Stadträte und Verwaltung zählten gleichfalls zu den Kritikern, Geld gab es keines, der Süddeutsche Rundfunk baute alleine. So gut waren Rundfunkgebühren selten angelegt.

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