Mit symbolischen Hammerschlägen hat am Dienstag die Sanierung des ehemaligen Gasthauses Lamm begonnen. Für 1,6 Millionen Euro soll ein Ort der Begegnung geschaffen werden. Die Paulinenpflege wird ein inklusives Bistro betreiben.

Leutenbach - In der Schankstube des ehemaligen Gasthauses Lamm ist die Zeit stehen geblieben. Im Schrank warten Weizenbiergläser auf durstige Besucher, angebrochene Flaschen mit Korn- und Birnenschnaps stehen auf der Theke. Dabei ist der reguläre Gaststättenbetrieb schon lange Geschichte: Bereits seit einigen Jahren befand sich das denkmalgeschützte Leutenbacher Gasthaus in einer Art Dornröschenschlaf. Diesen hat der Bürgermeister Jürgen Kiesl am Dienstag mit einigen kräftigen Hammerschlägen jäh beendet: Mit diesem symbolischen Akt hat die Sanierung des mittlerweile 230 Jahre alten Gebäudes ganz offiziell begonnen.

 

Das Land beteiligt sich an den Kosten

Bis zum Frühsommer des kommenden Jahres soll die auf solche Arbeiten spezialisierte Allgäuer Firma JaKo Baudenkmalpflege das Gebäude für 1,6 Millionen Euro restaurieren. Die Hälfte der Kosten wird von einem Landessanierungsprogramm übernommen. Mit dem Gasthof Lamm als Schmuckstück soll die neue Ortsmitte um den Löwenplatz vervollständigt und belebt werden.

Geplant ist, die ehemalige Gaststube in einen Bürgersaal umzubauen, der für Hochzeiten, Empfänge oder andere Veranstaltungen genutzt werden kann. „So eine gute Stube ist ein Wunsch, den ich schon lange im Hinterkopf hatte“, sagt der Bürgermeister. Auch der Gewölbekeller wird renoviert. Im vorderen Teil des Hauses soll eine Teeküche Platz finden, im hinteren Bereich die Haustechnik.

Barrierefreies Bistro soll Platz beleben

In das Obergeschoss wird ein Bistro einziehen, das auch eine Terrasse am Löwenplatz bewirtschaften soll. Der Zugang zu dieser Ebene ist barrierefrei. Desweiteren wird das Dachgeschoss ausgebaut, insgesamt werden dort drei Wohnungen eingerichtet. Die Bewirtschaftung des Bistros und die Mietwohnungen übernimmt die Paulinenpflege Winnenden. In die Originalsubstanz des Hauses soll bei der Sanierung so wenig wie möglich eingegriffen werden. „Wir werden im Obergeschoss zum Beispiel den Stuck restaurieren“, sagt die Architektin Tanja Eckert. Durch solche Maßnahmen, aber auch die Verwendung von Massivholzdielen, soll das Ambiente des Gasthauses erhalten werden. „Wir möchten mit dem Lamm das letzte historische Gebäude im Wohnbezirk Leutenbach erhalten“, sagt Jürgen Kiesl.

Das Projekt gleicht einem Marathon

Für dieses Ziel haben der Bürgermeister und seine Mitarbeiter schon viele Mühen auf sich genommen: „Die vergangenen acht Jahre waren ein kommunalpolitischer Marathon. Mit dem heutigen Tag laufen wir für die letzte Runde ins Stadion ein“, sagt Kiesl. Neun Bauträger waren einst angefragt worden, von denen sich nur ein einziger für das Objekt interessierte. Zuerst sollte eine Bäckerei einziehen, aber dieser Plan zerschlug sich – genauso wie die Idee, einen Metzger in das Gebäude zu holen, so Kiesl: „Da wären zusätzliche Investitionen von 180 000 Euro nötig gewesen.“ Daraufhin sei auch der Investor abgesprungen.

Ein Befreiungsschlag sei die Zuschuss-Zusage des damals amtierenden Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl gewesen. „Kurz danach hatte ich die Idee, dass ein Sozialprojekt zur Belebung des Gasthauses beitragen könnte“, erzählt Kiesl. Die Paulinenpflege sei zunächst skeptisch, letztendlich aber begeistert von der Idee gewesen, einen Ort der Begegnung zu schaffen. Froh, so Kiesl, sei man darüber, die Firma JaKo Baudenkmalpflege gefunden zu haben. Er schätzt nicht nur das Wissen, sondern auch die finanzielle Kalkulation: „Wo findet man heute eine Firma, die eine solche Sanierung zum Festpreis anbietet?“ Bernd Jäger wird bei diesem Gedanken nicht bange. „Ein altes Gebäude ist ein Unikat und damit immer eine Herausforderung, aber wir freuen uns auf das Projekt“, sagt der Geschäftsführer von JaKo.