Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Wirklich lenken kann die Behörde die Entwicklung des historischen Bestandes nicht. Es gebe keine Statistik darüber, wie viele alte Häuser in Stuttgart abgerissen worden seien, sagt Ellen Pietrus. In der Behörde sind nur acht Personen tätig, manche davon in Teilzeit. Sie bearbeiten Baurechtsgesuche, geben Stellungnahmen, beraten Hausbesitzer und ahnden Verstöße: „Wir können in der Regel nur auf Antrag tätig werden“, sagt die Leiterin.

 

Andere Bundesländer setzen andere Schwerpunkte

Im Übrigen klärt sie ein weit verbreitetes Missverständnis auf: Es sei kein Kriterium für den Denkmalschutz, ob ein Gebäude stadtbildprägend sei oder nicht – viele Bürger wollen aber ein Haus erhalten sehen, weil es charakteristisch ist für ein Viertel. „Andere Bundesländer haben dieses Kriterium in ihren Gesetzen, wir nicht“, so Pietrus. Aus diesem Grund dürfen zum Beispiel die kleinen Häuser, die sich entlang der Rosensteinstraße am Nordbahnhof in die Bögen der Eisenbahnbrücke ducken, in einigen Jahren abgerissen werden – sie sind stadtbildprägend, aber nicht geschützt.

Die Städte können dann versuchen, die Häuser zu kaufen – aber ihnen fehlt meist die Finanzkraft, um das historische Erbe alleine zu bewahren. Bernhard Servatius von der Deutschen Stiftung Denkmalpflege sagte vor Kurzem: „Staat und Kommunen können diese Aufgabe alleine kaum bewältigen. Ohne die Bürgergesellschaft, ohne ein neues Mäzenatentum werden viele Denkmale nicht zu retten sein.“ Stuttgart allerdings ist zuletzt eher in die andere Richtung gegangen – es trennte sich von vielen Liegenschaften; sogar das Alte Rathaus in Weilimdorf sollte verkauft werden. Nur im Rotlichtviertel hat sich die Stadt vor Kurzem durchringen können, ein Haus zu erwerben.

Stadthistoriker vermutet „Überraschung“ im Wengerterhaus

Die Denkmalliste wird länger

Allerdings: so richtig an Zahlen lässt sich der fortwährende Verlust historischer Gebäude nicht festmachen. Ellen Pietrus, die Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde in Stuttgart, betont zwar, dass immer wieder Häuser aus der Liste herausgenommen werden, weil die originale Bausubstanz verschwunden sei. Unterm Strich aber wachse die Liste durch jüngere Gebäude: Derzeit stehen in der Innenstadt 750 Objekte darin, stadtweit sind es 6000.

Ob ein Gebäude stadtbildprägend ist, spielt keine Rolle

Wirklich lenken kann die Behörde die Entwicklung des historischen Bestandes nicht. Es gebe keine Statistik darüber, wie viele alte Häuser in Stuttgart abgerissen worden seien, sagt Ellen Pietrus. In der Behörde sind nur acht Personen tätig, manche davon in Teilzeit. Sie bearbeiten Baurechtsgesuche, geben Stellungnahmen, beraten Hausbesitzer und ahnden Verstöße: „Wir können in der Regel nur auf Antrag tätig werden“, sagt die Leiterin.

Andere Bundesländer setzen andere Schwerpunkte

Im Übrigen klärt sie ein weit verbreitetes Missverständnis auf: Es sei kein Kriterium für den Denkmalschutz, ob ein Gebäude stadtbildprägend sei oder nicht – viele Bürger wollen aber ein Haus erhalten sehen, weil es charakteristisch ist für ein Viertel. „Andere Bundesländer haben dieses Kriterium in ihren Gesetzen, wir nicht“, so Pietrus. Aus diesem Grund dürfen zum Beispiel die kleinen Häuser, die sich entlang der Rosensteinstraße am Nordbahnhof in die Bögen der Eisenbahnbrücke ducken, in einigen Jahren abgerissen werden – sie sind stadtbildprägend, aber nicht geschützt.

Die Städte können dann versuchen, die Häuser zu kaufen – aber ihnen fehlt meist die Finanzkraft, um das historische Erbe alleine zu bewahren. Bernhard Servatius von der Deutschen Stiftung Denkmalpflege sagte vor Kurzem: „Staat und Kommunen können diese Aufgabe alleine kaum bewältigen. Ohne die Bürgergesellschaft, ohne ein neues Mäzenatentum werden viele Denkmale nicht zu retten sein.“ Stuttgart allerdings ist zuletzt eher in die andere Richtung gegangen – es trennte sich von vielen Liegenschaften; sogar das Alte Rathaus in Weilimdorf sollte verkauft werden. Nur im Rotlichtviertel hat sich die Stadt vor Kurzem durchringen können, ein Haus zu erwerben.

Stadthistoriker vermutet „Überraschung“ im Wengerterhaus

Was das Schicksal des alten Wengerterhauses in der Firnhaberstraße anbetrifft, so sieht es nicht danach aus, als werde es noch gerettet. Ellen Pietrus hält es nicht einmal für möglich, eine Baudokumentation vorzunehmen, um in Fotos und Plänen das Haus zu bewahren – da es nicht denkmalgeschützt sei, könne das Amt nur beratend tätig werden. Beim Nord- und Südflügel und auch bei der Bahndirektion sei eine solche Dokumentation dagegen erfolgt.

Harald Schukraft wäre dagegen zusammen mit Norbert Bongartz, dem früheren Oberkonservator im Landesdenkmalamt, bereit, privat eine Dokumentation vorzunehmen; es müsse aber jemand die Kosten für das Gerüst übernehmen, so Schukraft. Ein Medienfachmann hat angeboten, kostenlos mit einer Panoramakamera durchs Haus zu gehen. Im Übrigen vermutet Schukraft im Erdgeschoss des Hauses Fachwerk, was auf ein hohes Alter schließen lasse. „Bei genauerer Prüfung würde eine große Überraschung herauskommen“, so Schukraft: „Da bin ich sicher.“