Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Richtig spannend wurde es, als der Stadtführer den Teilnehmern auf dem Weg von der Calwer Straße über das Gerberviertel, die Eberhardstraße, das Heusteigviertel, das Leonhards- und zuletzt das Bohnenviertel jene Häuser vorstellte, die ganz unscheinbar aussehen und doch eine wichtige Geschichte für Stuttgart haben. Ganz sicher hat jeder der StZ-Leser auf dieser Führung neue Seiten Stuttgarts kennengelernt. So habe die alte Oberamtei von 1778 in der Nähe des Rotebühlplatzes eine fast schon klassizistische Prägung, was für die damalige Zeit unglaublich fortschrittlich gewesen sei, sagte Medek. Da hätten sicherlich viele gebruddelt: „So was Modernes – des braucht’s doch net in Stuttgart.“ Ganz nebenbei besitzt dieses Haus einen extraordinären Blitzableiter, der ebenfalls unter Denkmalschutz steht.

 

Mit offenen Augen durch die Stadt gehen

In der Nesenbachstraße zeigte Medek den Spaziergängern das letzte erhaltene Gerberhaus des Viertels; es liegt so versteckt in einem privaten Hinterhof, zu dem sich Medek nonchalant Zutritt verschaffte, dass noch niemand in der Gruppe es jemals beachtet hatte. Dabei ist es mit seinen Balkonen zum Trocknen der Felle und seinem Abgang zum früheren Wasserlauf besonders sehenswert. Und im Heusteigviertel verwies Herbert Medek auf ein winziges Häuschen, das 1830 erbaut worden war und eine Wurstküche beherbergte – die zwei Kamine und die venezianischen Fenster geben ihm ein sehr ungewöhnliches Aussehen. Allerdings ist es ziemlich heruntergekommen und bedürfte der Sanierung.

Dutzende solcher Häuser und Geschichten hat Herbert Medek vorgestellt. Und am Ende mussten alle Teilnehmer einräumen: Stuttgart ist viel schöner als gedacht – wenn man nur mit offenen Augen durch die Stadt geht.