„Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“ lautet der Titel des diesjährigen Denkmaltages. Manche der Bautenm durch die am Sonntag geführt wird, sind ihren Besitzern im Lauf der Jahrzehnte tatsächlich unbequem geworden.

Stuttgart - Die meisten Denkmale, die am Sonntag in der Innenstadt geöffnet sind, sind an etlichen anderen Tagen im Jahr ebenfalls zu besichtigen. Allerdings bergen viele von ihnen Geschichten, die sich beim bloßen Anblick nicht erschließen und für die sich eine Führung lohnt.

 

Mitte

Calwer Passage seit Mai unter Denkmalschutz

In der Stadtmitte sind die Calwer Passage und das Planetarium die Denkmale, die ihren Besitzern finanziell unbequem geworden sind, und über die eben deswegen in der jüngeren Vergangenheit ausführlich diskutiert wurde. Gemeinsam haben sie außerdem, dass sie darben.

Die Calwer Passage steht erst seit Mai unter Denkmalschutz. Diese Entscheidung des Regierungspräsidiums hat die Stahl-Glas-Konstruktion, die in den 1970er Jahren entstand, womöglich vor dem Abriss gerettet. Immer mehr der einst exklusiven Läden haben die Passage verlassen, in der nur noch wenig Kundschaft an den Schaufenstern vorbeibummelt. Ihrer zentralen Lage wegen hatten Investoren Interesse. Verkauft wurde die Calwer Passage trotz des Denkmalschutzes: von der Württembergischen Lebensversicherung an Ferdinand Piëch.

Verlegung nach Bad Cannstatt verworfen

Fast gleichzeitig mit der Passage, im Jahr 1978, wurde das Planetarium eröffnet. Damals galt es als das modernste Europas. Inzwischen leidet der Betrieb an der S 21-Baustelle vor der Tür und daran, dass Bau und Teile der Technik so alt sind, wie sie eben sind. Investitionen wurden immer wieder verschoben, weil der Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster das Planetarium nach Bad Cannstatt verlegen wollte. Dieses Vorhaben hat der Gemeinderat inzwischen verworfen. Womit die Modernisierung beginnen kann, denn auch im bisherigen Haus, so meint es der Leiter Uwe Lemmer, könnte wieder ein Planetarium von europaweiter Bedeutung entstehen.

West

Auch das Graevenitz-Museum im Wald am Rande des Westens nimmt am Tag des offenen Denkmals teil. Das Museum zeigt Skulpturen und Gemälde des Fritz von Graevenitz. Fotografien geben Einblicke in das Leben des Künstlers (1892-1959). Es ist in einem Kavaliershaus untergebracht, das an der Allee zu Schloss Solitude liegt. In dem Kavaliershaus hatte Fritz von Graevenitz als Kind gewohnt und später wieder mit seiner Familie. Die Kunsthistorikerin Julia Müller und Folkmar Schiek begrüßen am Sonntag die Besucher. Sie führen auch über den nahe gelegenen Soldaten-Friedhof, auf dem der Künstler seine letzte Ruhe gefunden hat.

Süd

Acht Kilometer lange Tour

Von Vaihingen bis zu den Heslacher Wasserfällen im Süden fahren Mitarbeiter der EnBW mit Besuchern per Rad zu Stationen der historischen Wasserversorgungsanlage. „Treffpunkt ist der Katzenbacher Hof. Dort beginnt die acht Kilometer lange Tour“, sagt Norbert Höger von der EnBW. An allen Stationen hören die Teilnehmer der Tour einen kleinen Vortrag über die Bedeutung für die Wasserversorgung. Die Anlage ist seit Anfang der 90-er Jahre nicht mehr in Betrieb, verfügt aber noch über Notwasservorräte.

Ost

Im Osten ist am Nachmittag ein Haus geöffnet, das ansonsten ausschließlich von außen besichtigt werden kann: Das „Kleine Rathaus“, das seit seiner Einweihung vor 110 Jahren Sitz der Burschenschaft Hilaritas ist. Geplant und gebaut hat es der Baumeister Heinrich Jassoy. Von ihm stammen außerdem das alte Stuttgarter Rathaus und die Friedenskirche in Heilbronn.