Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)
Sie sind Teil der Initiative „Common Goal“, bei der Fußballer ein Prozent ihres Gehalts spenden. Sie geben zwei Prozent. Wieso?
Ich bin mir sicher: Alles Gute, was ich für einen anderen Menschen tue, ist auch gut für mich selbst. Das sind alles Energien, die zurückkommen. Es wäre schön, wenn das immer mehr Menschen verstehen würden: Je mehr Gutes sie tun, desto mehr Gutes kommt zu ihnen zurück. Dasselbe gilt allerdings auch für das Schlechte!
Sie haben einmal gesagt, dass Ihnen der sportliche Erfolg den Zugang zu einer anderen Welt ermöglicht hat. Gibt es etwas, dass Sie sich aus der Welt, in der Sie aufgewachsen sind, bewahrt haben?
Das ist eine spannende Frage, weil ich mir wegen meines Kindes natürlich Gedanken mache, in welchem sozialen Kontext es aufwächst. Ehrlich gesagt bin ich vor allem stolz, dass eine neue Generation Blackies, wie ich uns immer scherzhaft nenne, heranwächst, die die Chance bekommt, in einer anderen sozialen Schicht groß zu werden. Das freut mich sehr! Die Art, wie ich aufgewachsen bin, hat übrigens noch ein anderes Verlangen geweckt.
Und welches?
Materieller Erfolg war damals so weit weg, deshalb genieße ich heute ein paar Dinge umso mehr – ein schönes Auto oder eine schöne Uhr. Warum ist das bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund so, egal ob im Sport oder in der Musik? Wenn man in einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist, will man umso mehr zeigen, was man hat, wenn man es hat. Dafür arbeitet man jeden Tag hart. Wer mich aber kennt, weiß, dass ich deshalb niemals denken würde, ich wäre etwas Besseres. Leider kämpft man da immer wieder gegen Vorurteile an, weil man schnell in eine Schublade gesteckt wird.
Macht Sie so ein Typ wie Alexander Gauland von der AfD traurig, der behauptet, ein Großteil der Deutschen würde keinen Boateng als Nachbar haben wollen?
Wir sind doch schon lange viel weiter in unserem ganzen Denken! Kürzlich bin ich  mit meiner Frau durch den Killesberg-Park spaziert und habe mich so gefreut, wie     viele Nationalitäten da unterwegs sind. Deutschland ist Multikulti. Es gibt so   viele Boatengs mittlerweile, die sich um   ihr Land verdient gemacht haben, dass man solche Aussagen nicht mehr bringen kann.
Zum Schluss noch zur WM, die vor der Tür   steht. Sie waren 2010 in Südafrika dabei.   Fiebern   Sie   deshalb   heute   anders mit?
Diese Energie, die bei so einem Turnier herrscht, ist sehr besonders. Das kann man schwer beschreiben. Ich behaupte: Wer einmal bei der Nationalmannschaft war, der kommt nie ganz von ihr weg.